sammengehaltenen lebendigen Ganzen, das weit über dasheutige Geschlecht in die Vergangenheit zurück, in die Zu-kunft hinausgreift. Hieraus ergeben sich wichtigste biologischeForderungen der Körperertüchtigung und Erbaufartung. Vorallem aber greift dieser Staat bestimmend ein in die Gebieteder Wirtschaft und der Kultur. Seine radikalen Vertretermöchten ihn zum totalen Staat steigern.
Die neue Wirtschaft sucht die Schäden zu heilen, welcheder niedergehende Kapitalismus in Unterversorgung und Ar-beitslosigkeit breiter Volksschichten als ungelöste Problemezurückläßt. Als Ziel der neuen Wirtschaft gilt die Versorgungder breiten arbeitenden Massen, die menschenwürdige Existenzder großen Mehrheit des Volkes. Zu diesem Zweck sucht siedas Recht auf Arbeit durch staatliche Arbeitsbeschaffungund die Pflicht zur Arbeit durch staatlichen Arbeitsdienstzu verwirklichen. Dem ländlichen Mittel- und Kleinbesitzsucht sie durch Heimstättenschutz und Entschuldung zu Hilfezu kommen. Sie erstrebt die Rückführung breiter Volksschich-ten aus der überindustrialisierten Stadt auf das Land und inden Landbau. Durch Preis- und Lohnfestsetzung greift sie tiefein in die überkommende Preisbildung nach Angebot undNachfrage. Letzthin wird ein berufständischer Aufbauerstrebt, in dem jeder Volksgenosse an seiner Stelle dem Gemein-wohl dient, freiwillig, aber unter straffer, staatlicher Führung undPlanung. Das Privateigentum wird nicht abgeschafft, aber derEigentümer gilt als Verwalter der Produktionsmittel zum öffent-lichen Nutzen und wird seines Amtes enthoben, wenn er sichnicht bewährt. Der Wertunterschied zwischen Hand- und Kopf-arbeit wird beseitigt; es gibt nur einen Adel, den der Arbeit.
Der neue Staat und die neue Wirtschaft sind nur möglich aufdem Boden einer neuen Ethik, welche den Einzelnen an dassoziale Ganze bindet unter Abbruch des Materialismus undUtilismus eines abklingenden Zeitalters. Das soziale Ganze wirdverkörpert durch das Volkstum, als dem höchsten irdi-sch en Werte. In seinem Dienste gilt der Grundsatz: Gemein-nutz vor Eigennutz — wertlos als billiges Schlagwort, welt-
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