Wirtschaft der zersetzerischen Ichsucht eines niedergehendenZeitalters preisgegeben.
Heute handelt es sich abermals um den Durchbruch einergläubigen Weltanschauung, als deren Träger eine dünneOberschicht Gebildeter nicht mehr genügt. Der neue Staatund die neue Wirtschaft fordern die Seele breitester Schichtenarbeitender Männer und Frauen, Führer und Geführter. Aufabendländischem Boden kann ein solcher seelischer Umbruchnicht mehr vom Staate ausgehen, sondern muß aus der Tiefe derVolksseele aufsteigen. Die Zeiten, da Staat und Gott eins waren,wie in den Monarchien Altasiens, im Inkareich, im zarischenRußland , sind unwiederbringlich vorüber und mit ihnen dertotale Staat. Das Wesen der Religion ist für den Abendländer,seit dem Durchbruch des Christentums, jene „herrliche" Frei-heit der Kinder Gottes, welche die letzten Entscheidungender Menschenseele dem Cäsar verweigert.
So mündet die zeitgeschichtliche Linie in der Kernfrage, dieam Anfang dieses Büchleins steht. Wird die religiöse Erweckungden politischen Aufbruch beflügeln? Wird es gelingen, überStaat, Volk und Rasse, zeitgebundenen und vorletzten Werten,zu Gott vorzudringen, als dem letzten Werte, von dem Kräftein die Historie einströmen, die stärker sind als alles nur mensch-liche Streben? Ist unserem Volke damit noch einmal eineStimme zugedacht in der Menschheitsfuge des göttlichen Mei-sters? Frage der Fragen! Denn auch vom Dritten Reiche giltdas Wort, das über den Anfängen des Christentums stand: „Istdas Werk aus den Menschen, so wird es untergehen; ist es aberaus Gott, so könnt ihr es nicht dämpfen." (Ap.Gesch. 6, 38.)
Letzthin handelt es sich im geistigen Ringen unserer Tagenicht um politische und wirtschaftliche Vordergründe, sondernum metaphysische Tiefe. Die Ablösung von dem christ-lichen Jahrtausend, das alles Große unserer Geschichte umfaßt,bedroht uns mit dem Rückfall in den Materialismus durch dieHintertür der Biologie. Der Weg in die Urzeit ist uns durchdie Historie versperrt, die unser Unterbewußtsein erfüllt. DerWeg in das Nichts liegt verführerisch offen. Abgelöst vom
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