„Ich und der Vater sind eins" — an seiner Hand, durchGottes Gnade, dürfen wir dieses übergroße Wort zu ver-wirklichen hoffen, anbahnend hier, dort vollendend. Dies istuns Christen der „Übermensch".
II. Gott — Natur
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Du gabst mir, Schöpfer, Dich zu schauen in der Prachtder Natur als dem bunten Kleide der Gottheit. Ich umarmeDich in den ragenden Felsen, den eisigen Alpen, dem schim-mernden See, den lachenden Gärten, den blauenden Fernen.Ich fühle Dich im Blütenmeer des Frühlings, in der Sonnen-wärme des Sommers, in der Fruchtfülle des Herbstes, in derschneeigen Reinheit des Winters. Ich liebe Dich in allem Ge-tier, meinen Brüdern, die in ihrer Vollkraft durch gesundenInstinkt Dir so viel näher sind, als wir Menschen in unsererNaturferne und Anbrüchigkeit. Ich liebe Dich in dem knorrigenEichbaum, dem duftenden Veilchen, dem schwanken Gras-halm. Du bist in allen diesen, aber Du bist mehr als dies. Dubist der gestaltende und ordnende Allgeist, von dem ein Funkenin mir lebt und das Dunkel durchleuchtet. Du willst durchmich wirken, so lange es Tag ist. Rückkehrend zur Natur undhinunterwurzelnd in ihren ewigen Mutterboden, ziehe ichKräfte an mich für Kampf und Sieg, wenn ich in den Herrlich-keiten der Schöpfung, in Farbenglut und Lichtesschimmer,wunschloses Allgefühl erlebt habe.
Wo wir mit Goethe „der hocherlauchten Sonne genießen"und in ihr die allwaltende Schöpferkraft Gottes anbeten, wirdunser Leben „ein herrlich Los" und Sonnenschein der besteSorgenbrecher.
Auf einem ägyptischen Relief im Berliner Museum enden dieStrahlen der Sonne in Händen, die den König und die Königinumschmeicheln, von denen jedes ein Kindlein im Arm hält.Sonnenstrahlen, in Gatten- und Elternliebe überfließend, ver-bildlichen die Gottheit, die den Menschen segnet.
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