da man sich jeder Unpäßlichkeit, Unpünktlichkeit und Un-gepflegtheit an Körper und Kleidung schämen wird als man-gelnder Selbstbeherrschung entgegen der Achtung des Gottesim Menschen. Nicht selten erfordert der Neubau des Körpers— nach entscheidender Umstellung — noch Jahre der Klein-arbeit.
Ich bin der Herrscher eines vielmillionigen Zellenstaates.Ich erhebe meine Untertanen zu freien Bürgern und freudigenMitarbeitern. Ich ordne dies lebendige Ganze dem Weltganzenein und unter. So herrsche ich, um zu dienen, diene, um zuherrschen. Was das Ich für den Zellenstaat, ist Gott für denMenschen — der gläubig verehrte letzte Wert.
Wie der Körper von der Seele, so ist die Seele vom Körper |her zu heilen — dasselbe Sein, nur unter verschiedenem Blick- |punlct gesehen. Daher läuft neben jedem körperlichen Vorgangder entsprechende seelische Vorgang her, in Wechselwirkunghinüber und herüber. Alle diese Vorgänge finden ihre Zusam-menfassung und Ordnung durch das vereinheitlichende Ich,das von Allem das bekannteste ist, weil unmittelbar erlebt, abernicht vorstellbar und nicht in Worten beschreibbar, weil alsSubjekt niemals Objekt, als Voraussetzung aller Erkenntnisniemals Gegenstand der Erkenntnis. (Kant.) Dieses geistigePrinzip befreit sich im Menschen von der Naturgewalt, indemes die Natur formt und beherrscht. Ein solcher Mensch, dersich nach seiner Eigenart in täglicher Übung des Körpers undder Seele gestaltet, reift zum Charakter: „das ist er, das istsein eigen". (Goethe.)
Wenn wir richtig leben, ist Tod kein schmerzdurchzitterterKampf, sondern die freudig betretene Brücke zu neuem Werdenund erweitertem Wirken. Unsterblichkeit ist kein unendlichlanges Leben in der Zeit, sondern überzeitliche Ewigkeit, diewir in unseren besten Augenblicken schon hier auf Erden be-rührten.
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