Zur Freiheitspraxis: Gemachte Fehler werden durch-dacht, der Anlaß zum Abgleiten wird festgestellt und in Zu-kunft vermieden: rechtzeitig richtige Weichenstellung! Die Ver-gangenheit ist erledigt, soweit sie nicht hilft, die Gegenwart zuverstehen und die Zukunft zu bessern. Für einen „NeuenAnfang" ist es niemals zu spät. Keine Vergangenheit hin-dert jene seelische und körperliche Umstellung von Grund aus,welche Niederlagen in Siege verwandelt.
Wir brauchen das Schlagwort „Ligny", wenn es gilt, so zutun, als ob man nicht besiegt worden wäre, seit jener welt-historischen Nachtstunde, da Gneisenau die bei Ligny ge-schlagenen, nach Osten flüchtenden Preußen nach Norden um-bog, mit dem neu gesammelten Heere zu Waterloo im RückenNapoleons auftauchte und so die Niederlage in einen der größ-ten und folgenschwersten Siege der Weltgeschichte verwandelte.Wie oft gilt es auch uns, so zu tun, als ob wir nicht besiegt wor-den wären. Kopf hoch!
Ich werde das Kranke, das Böse, das Zerstörerische der Um-welt nur soweit anerkennen, als ich es ändern und bessern kann— im übrigen werde ich esgarnicht berücksichtigen, sondernes abschütteln, wie der Hund sich schüttelt, der aus dem Wasserkommt. Vor allem werde ich keine Worte darüber verlieren,denn jedes solche Wort bedeutet bereits meine Niederlage.Nicht nörgeln, schimpfen, klagen: Beweis der Schwäche — son-dern hoffen, gestalten, bessern: Beleg der Stärke. Aufbau nichtAbbau!
Wir glauben an das Gute, im Menschen, in der Geschichte,in der Welt — an das Gute in jedem Menschen, besondersin dem Nächsten heute und hier — an das Gute in der Ge-schichte, auch in der Geschichte des deutschen Zusammen-bruchs als Voraussetzung eines Neubaus — an das Gute in derWelt als einem allumfassenden Zweckzusammenhang, der überallem Menschenverstand ist. Wir glauben an das Gute allerwidrigen Erfahrung zu Trotz. Diese Erde ist kein Sündenpfuhl,kein Jammertal, sondern ein Gottesgarten und eine Pflanz-schule der Geister. Dennoch!!
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