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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
Entstehung
Seite
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Prasser und Bettler, ohne Säufer und Huren, aber starker Män-ner, blühender Weiber, lachender Kinder die Gottesstadtohne Gefängnisse, Krankenhäuser und Schlachthäuser dieWohnung Gottes bei den Menschen, in der jedes Haus einGotteshaus ist, daher ohne Tempel! (Off. 21, V. 22.)

Gottmensch und Gottesreich sind die beiden Pole,um welche alles menschliche Wesen kreist, auf Erdenversichtbart, in Ewigkeit vollendet. In dem Gottesreiche schlägtdie Geschichte um in die Übergeschichte, die Historie in dieMetaphysik: die Menschheit hat ihre Aufgabe vollendet undkann, zu höheren Aufgaben berufen, ihren irdischen Schau-platz verlassen. Der Apokalyptiker erschaute ein tausendjäh-riges Reich der Gottesherrschaft auf Erden, das dem Weltendevorangeht. (Off. 20, V. 3 und 7.)

Das Gottesreich kommt nicht mit äußeren Gebärden, nichtdurch Gewalt oder Gesetz, obgleich beides, wie alles Ge-schichtliche, das Kommen des Reiches vorbereiten kann.

Gewalt? Gesetz? beide so eng verbunden durch die Er-zwingbarkeit alles Rechts. Die Stellung Jesu scheint eindeutig.In einem berühmten Worte (Mc. 12, V. 13-17) hat Jesus dasRömerreich anerkannt, das durch Waffengewalt den Welt-frieden sicherte; er hat dem ihm befreundeten römischenHauptmann das Waffenhandwerk nicht verboten. In der vonallen vier Evangelien berichteten Tempelreinigung, die da-mit, wenn irgendeine Erzählung des Neuen Testaments , be-glaubigte Historie ist, hat er selber Gewalt angewandt zurWiederherstellung des Rechts. Der Wortlaut von Luc. 22, 36fordert die Jünger zur Bewaffnung auf unter Hingabe deswertvollsten Friedensbesitzes. Aber wie immer wir diese dunkleStelle auslegen, eines steht fest: das Gottesreich obschonvorbereitet durch die irdische Rechtsordnung kommt zumDurchbruch allein durch innerlichste Umstellung derSeele. Ohne Wiedergeburt kein Gottesreich!

Der echte Jesujünger ist ein fröhlich dienendes Glied desReiches, gleichviel ob sein Dienst vor dem Menschen groß oderklein ist, stets klein verglichen mit der Aufgabe der Mensch-

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