Welt zur Weltvormacht auf. Ihre Straßen weiten sich zuOzeanen.
Mit dem Dreizack des Neptun ergriff England das Zepterder Welt. Der Atlantik trat an die Stelle der das Mittelalterdurchpulsenden Ader des Rheinstroms. Als englische Lebens-formen haben Kapitalismus und Demokratie in dem vonzwei Ozeanen bespülten Neuengland Amerikas ihre Hoch-burg aufgeschlagen. Ihre Grundidee ist als letzte Folgerungder Kirchenformation die Freiheit des starken, sich selbst be-stimmenden Einzelmenschen, wobei die Vorsehung den Kampfaller gegen alle zur wirtschaftlichen Harmonie ausgestaltet —unter der selbstverständlichen Voraussetzung der politischenVormacht Anglo-Amerikas als des für die Weltordnung ver-antwortlichen Weltpolizisten.
Die Franzosen wurden die Dolmetscher Englands an dieWelt. Von der Französischen und amerikanischen Revolutionaus strahlte der Freiheitsgedanke als allgemeines Men-schenrecht in die Welt. Ihm entsprang eine neue Wirt-schaft sgesinnung, welche das Abendland und darüberhinaus die Menschheit in ihren Grundfesten erschütterte, um-wälzte, entwurzelte — so sehr, daß alles Frühere nur als Vorspielerscheint. Diese neue Gesinnung, benannt „kapitalistischerGeist", bediente sich des Sprengstoffs der Technik, um dasalte zu zertrümmern und das kapitalistische Zeitalter auf-zubauen, welches uns im Gegensatz zur Ordnung des Mittel-alters als das Zweite Reich erscheint.
Aber der „kapitalistische Geist" ist nur dort ursprüng-licher Kraft, wo er aus religiösem Boden emporwächst: indem kalvinistisch durchpflügten Holland, England, Schottland ,Amerika, dem hugenottischen Frankreich und den Gastgebietender französischen Refugies, dem rheinischen Deutschland von derSchweiz nach demNiederrhein und darüber hinaus in der nordischprotestantischen Welt. In seinen religiös andersgearteten Rand-gebieten, so im lateinischen Europa, ist der Kapitalismus ein ober-flächlich verwurzeltes Fremdgewächs. Es gilt dies auch vom ka-tholisch süddeutschen Bauerngebiet, mehr noch von Osteuropa .
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