Menschheit zur Wirtschaftsgemeinschaft, der sichkein Volk mehr ungestraft entziehen kann.
Der Kapitalismus hat nicht nur eine mächtige Gegen-bewegung in der vorkapitalistischen Welt ausgelöst, welcheden Kapitalismus als abendländischen Fremdkörper ausschei-det — Gandhi, Sunjatsen, Lenin . Er ist heute auch inseinen Stammländern in Frage gestellt, weil er mit seinerGrundidee, der Freiheit, in Widerspruch geriet. Es ist gleich-gültig, ob dies deswegen der Fall war, weil er, wie seineAnhänger behaupten, außerstande war, seine Grundgedanken,Freihandel und Weltfrieden, in seiner Umwelt durchzuführen— Bismarck leistete hier besonderen Widerstand. Seine Anklä-ger setzen dem die Behauptung entgegen, daß der kapita-listische Geist selbst seinem eigenen Wesen untreu wurde, in-dem er, wo immer er der Staatsgewalt sich bemächtigte, zurmonopolistischen und imperialistischen Waffe griff und mitdem Zusammenprall der Imperialismen im Weltkrieg endete.
Wie dem immer sei, überschritten ist der Höhepunkt, den daskapitalistische Zeitalter noch einmal kurz vor dem Kriege er-lebte, als England und Deutschland zu gegenseitiger Befruch-tung und allgemeiner Bereicherung um die Weltpalme rangen.Dieser Aufschwung hat einem Absturz sondergleichen Platzgemacht. Wir befinden uns heute in einer Welt unerhörterwirtschaftlicher Widersprüche.
Die Produktionsmöglichkeiten sind in das Unge-messene gesteigert worden, nicht nur in der Industrie,sondern auch in der Landwirtschaft, nicht nur in den Stamm-ländern des Kapitalismus, sondern auch in den überseeischenRandgebieten. Die Fülle der Rohstoffe ist nicht geringer alsdie Kapazität des industriellen Apparats. Es ist damit die Mög-lichkeit einer reichlichen Versorgung aller gegeben (plenty forall) unter Verkürzung der Arbeitszeit. Aber der Verteilungs-apparat ist in das Stocken geraten mit der Schrumpfung desWelthandels, dem Abbruch des zwischenstaatlichen Kredits,dem Rückzug auf Selbstversorgung, dem allgemeinen Miß-trauen, die der Weltkrieg hinterließ. Hierzu kommt die Aus-
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