entschiedenen Widerstand des „besseren Amerika ", das sichder großen Traditionen der Väter besann. Aber dieser Wider-stand beruht auf dem ethisch-religiösen Erbgut, und geradedieses ist in Frage gestellt.
In der Tat handelt es sich um mehr als eine Wirtschafts- undStaatskrisis. Dahinter steht eine Weltanschauungskrisisgleichen Umfangs und gleicher Tiefe, wobei geheime Fäden —dem wissenden Auge sichtbar — die letztere ursächlich mit derersteren verbinden.
Befindet sich die kapitalistische Gesellschaftsordnung heutein offenkundigem Niedergang, so liegt letzthin eine geistes-geschichtliche Zersetzung zugrunde. Die Abkehr von derTranszendenz ist das „Auflösungszentrum" des abendlän-dischen Geistes (Sombart ). An Stelle der Religion und deridealistischen Metaphysik setzte das 19. Jahrhundert den Ma-terialismus und den Utilismus: nichts ist in der Welt desSeins als die Atome des Stoffes, die den Gesetzen der Mechanikgehorchen; alles Seelische ist ein Gehirn- und Nervenvorgang.Nichts gilt in der Welt des Wertes als die Motive des Nutzens,die in rechnerischer Weise das größtmögliche Lustquantumaufspeichern. Diese weitverbreitete Zielsetzung — dem primi-tiven Menschen völlig fremd — gilt als die „natürliche" unddaher als allein wirksame Norm. Stoff und Lust — alles andereist Unsinn. Ist der theoretische Materialismus heute tot, so istder praktische Materialismus in den breiten Schichten der bür-gerlichen wie der proletarischen Welt weithin in Geltung, auchwenn er sich hinter volltönenden Schlagworten verbirgt. Dasamerikanische „Service and Cooperation" (Dienst und Genos-senschaft), das deutsche „Gemeinnutz vor Eigennutz" werdendadurch noch nicht zur Grundfeste eines neuen Staates undeiner neuen Wirtschaft, daß man sich zu ihnen auf Festen undin Volksversammlungen bekennt. Dagegen sind die alten Tu-genden des kapitalistischen Geistes: Selbstverantwortlichkeit,Arbeitsamkeit, Ehrlichkeit, Sparsamkeit in Frage gestellt unddamit jener ethisch temperierte Wettbewerb, der die Aus-schläge der Konjunktur in das Gleichgewicht setzte. Der starke
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