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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
Entstehung
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löhnen hatten, auch wenn sie die Fabrikation etwa ein-schränken wollten. Anpassung der Produkte, der Preise undLöhne an wechselnde Konjunkturen gab es bei diesen Fabrikenebensowenig, wie Konkurrenz unter einander und dadurch er-zwungenen technischen Fortschritt. Vielmehr hing alles vomStaate ab, unterdessen strengster Aufsicht sie standen. Zu diesemZwecke gründete Peter 1718 eine besondere Behörde, das Manu-fakturkollegium.

Dabei machte es keinen allzugrofsen Unterschied aus, obdie Fabriken im staatlichen Eigentum standen und aufStaatsrechnung von Beamten betrieben wurden oder ob sie vomStaate an Private vermietet bezw. zu Eigentum gegeben waren.Auch die Privatunternehmer waren wenig mehr als Beamte,sie hattendie Pflicht" zu fabrizieren für die Privilegienund Vorschüsse, welche ihnen die Regierung erteilte. Be-zeichnenderweise wurden sieUnterhalter von Fabriken"genannt. Damit sie ihre Pflicht erfüllten, bestand ein ganzesSystem von Strafen, welches im Rückfall der Fabriken an denStaat gipfelte.

Ähnlich wie die preufsische Gewerbepolitik hatte auch dierussische des vorigen Jahrhunderts viel unter abenteuerndenAusländern zu leiden. Es ist viel von Leuten die Rede, dienurzum Scheine" Fabriken betrieben, und gegen welchestrenge Strafen angedroht wurden. Aber auch die wirklichin Betrieb befindlichen Fabriken scheinen häufig den Er-wartungen wenig entsprochen zu haben. Peter klagte darüber,dafs ihmdie Fabriken viel kosteten."

Hier wie sonst fehlte eben dem bureaukratischen Gewerbe-betriebe jener kaufmännische Geist, welcher technische Vor-teile selbst im kleinsten wahrnimmt und die Überlegenheitfreier Unternehmungen Uber staatliche ausmacht. JeneFabrik-unterhalter" Peters hatten, so scheint es, ein geringesInteresse am Erfolg des Geschäftes.Sie verschmolzen mitder Klasse der Angestellten, welche nicht nach einerweiteren Entwicklung und Veiwollkommnung der indu-striellen Unternehmungen streben, sondern nur an möglichst

v. Sehulze-Gaevernitz, Studien a. Rufsl. 3