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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
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Klimas, auskömmlicher Feuchtigkeit, dichter Besiedelung. Hierherrscht Dreifelderbau 1 , meist mit ungedüngter, daneben invereinzelten Fällen mit gedüngter und bearbeiteter Brache.Roggen steht hier voran unter den Feldfrüchten, danebenHafer, Weizen, Gerste, Buchweizen, Hirse. Mangel an Futterhält die Viehzucht in engen Grenzen. Diese Region umfafstdie Gouvernements Tula, Rjäsan, Tamboff, Pensa, Simbirsk ,Nisehni-Novgorod, Kazan, Orel, Kursk, Chernigoff und Teileder angrenzenden Gouvernements Woronesch, Charkoff, Pul-tawa, Kieff.

Der südliche Teil der Schwarzerde ist dünner besiedelt,wärmer und trockener. In diesem Gebiet steht der Weizenan der Spitze der Feldfrüchte; Timotheusgras, Klee, Espar-sette u. s. w. werden vielfach gesät, um die Futterergiebigkeitder ruhenden Steppe zu erhöhen. Diese Gebiete sind diewichtigsten für die Getreideausfuhr Rufslands. Das inihnen herrschende Feldsystem bezeichnet man alsSteppen-wir tschaft" 2 .

Vielfach auf meinen Reisen in Rufsland hatte ich Gelegen-heit, diese Steppenwirtschaft zu beobachten, so z. B. auf denGütern des Fürsten Georg Liven, welcher mich der Gast-freundschaft seines Herrn Oberverwalters Baron Behr em-pfohlen hatte. Dem praktischen Scharfblick des letztgenanntenHerrn verdanke ich vielerlei wertvolle Aufklärung. Die Güterliegen auf beiden Seiten der Wolga bei Wolsk und Balakowaund umfassen gegen 50 000 Defsjätinen (1 Defsj. = 109 1 /* Ar= 4,28 preufsische Morgen).

In Iwanofka, dem Gute am östlichen Wolgaufer, herrschtenoch vor 20 Jahren die reine Viehwirtschaft: von den 20000Defsjätinen des Gutsareals waren kaum 500 besät. Das Landkostete nicht mehr, als heute der jährliche Pachtzins beträgt:79 Rubel die Defsjätine. Heute ist die Saatfläche auf2 500 Defsjätinen gesteigei-t; da das Gut 12 000 Defsjätinen

1 Vergl. Schischkin a. a. O. Bd. II, S. 19 fi.

2 Vergl. Schischkin a. a. O. Bd. II, S. 8 ff.