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6 Defsj. erforderlich, damit eine Bauernfamilie herkömmlicherWirtschaft leben, sowie Steuern und Ablösungsgelder vonihrem Lande allein, ohne Nebenerwerb, bezahlen kann. Be-rücksichtigt man aufserdem die seit der Befreiung eingetreteneBevölkerungsvermehrung, so ersieht man, dafs der Bauer zuseiner Lebensfristung notwendig auf das Gutsland ange- /wiesen ist.
Die Abhängigkeit des Bauern vom Gutsbetriebe ist dortum so gröfser, wo, wie ich dies wiederholt fand, das Bauernlandkreisförmig vom Gutslande eingeschlossen ist; der Bauer stehtalsdann nur einem Arbeitgeber gegenüber. Nur von ihm ins-besondere ist das für die bäuerliche Wirtschaft unentbehrlicheWeideland zu erhalten.
Aber nicht minder grofs ist die Abhängigkeit des adligenGuts von der Arbeit der umwohnenden Bauern. Grundsätzlichvergiebt die Guts Verwaltung Ackerland und Weide nur gegenArbeitsverpflichtung, nicht in Geldpacht. Insbesondere werdenin dem bereisten Bezirk die Erntearbeiten nahezu aus-schliefslich gegen Arbeitspacht verrichtet; entweder erhält derBauer ein Stück Ackerland, oder sein Vieh wird in die Guts-herde eingestellt, wofür er eine bestimmte Fläche abzuerntenübernimmt. In vielen Fällen pachtet auch die Gemeinde alsGanzes Weideland, gegen eine von ihr im gesamt zu leistendeArbeit.
In Karlofka sind zwanzig benachbarte Dörfer an derArbeit in der Gutswirtschaft beteiligt; wenn trotzdem vonden 50 000 Defsjätinen beinahe durchweg fruchtbaren Gesamt-areals bisher nur 10000 Defsjätinen bestellt werden, so wurdemir als Hauptgrund der Mangel an Arbeitern bezeichnet.Wanderarbeiter aus der Ferne werden nicht beschäftigt, viel-mehr ist diese Gegend offenbaren Menschenmangels eher nochAusgangspunkt von Wanderarbeit.
Die gesamten Erntearbeiten werden in Karlofka von denBauern mit bäuerlichem Inventar verrichtet — als Entgelthierfür wurden in den letzten Jahren an Ackerland zwischen3000 bis 4000 Defsjätinen, an Weide gegen 6000 Defsjätinenan die Bauern ausgegeben. Für eine Defsj ätine Ackerland