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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
Entstehung
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benen Guthaben ziehen die Banken Sichtwechsel, wodurchdie Menge der gegenwärtigen Forderungen der heimischenVolkswirtschaft gegen das Ausland vermehrt wird. Hierzutreten reine Finanzwechsel, welche die heimische Bankweltlediglich auf Grund von Kreditverhältnissen kurzfristig aufdas Ausland zieht. Der Diskonteur hat eine feine Nase undweifs diese durchaus solide Vorwegnahme künftiger Forde-rungen von Wechselreiterei wohl zu unterscheiden. Durchalle diese Mafsregeln vermehrt man das Trattenangebot fürdie Gegenwart, die Trattennachfrage für die Zukunft.

Umgekehrt, wenn der lange Kurs höher steht als derkurze, wenn man augenblicklich viel Forderungen auf dasAusland hat, dagegen in Zukunft Mehrforderungen des Aus-landes voraussieht. Wer erst in Zukunft an das Ausland zuzahlen hat, wird das verhältnismäfsig billige kurze Papier be-nutzen, um sich für künftige Zahlungszwecke Guthaben schonjetzt anzuschaffen. Die Banken remittieren kurzes Papier andas Ausland, um darauf lang zu ziehen; oder sie ziehen aufGrund bestehender Kreditverbindungen langfristige Finanz-wechsel. Durch alles dies wird der Kurs des langen Papiersgedrückt, der des kurzen gehoben; die Zahlungsverhältnisseder in Betracht kommenden Länder werden zeitlich aus-geglichen 1 .

Die Differenz der langen Kurse von den kurzen unterBerücksichtigung des Diskonts ist ein Fingerzeig dafür, wiedie Geschäftswelt die Gestaltung der künftigen Zahlungsbilanzbeurteilt.

Aber diese selbstthätige Ausgleichung zwischen Gegen-wart und Zukunft setzt festes Vertrauen in die beiderseitigeWährung voraus. Sie arbeitet zuverlässig nur auf dem Bodenvon Goldwährungsländern. Hier nun setzte die bewufsteThätigkeit der russischen Regierung ein, indem sie die Aktiv-und Passivsaldi der russischen Volkswirtschaft"]_durch ihrDevisengeschäft zeitlich ausglich. Dies hätte sie nicht gekonnt

1 Rechnerische Beispiele finden sich bei Wenzely, Lehrbuch derkaufm. Arithmetik. S. 360.