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bei dauernd überwiegendem Passivsaldo. Die Festigung desRubelkurses wurde also nicht den geheimnisvollen Kniffenirgend eines Finanzkünstlers verdankt, sondern der Thatsache einer zwar wechselnden, aber im allgemeinen nicht ungünstigenZahlungsbilanz während eines längeren Zeitraumes. Die folgendeUntersuchung der Zahlungsbilanz Rufslands berührt die Grund-lage der Währungsreform in Vergangenheit und Zukunft.
Ehe wir jedoch zu diesem Gebiete übergehen, ist es nichtuninteressant, die Frage in das Auge zu fassen: was wäreeingetreten, wenn die Mafsnahmen der russischen Regierunggegen die Berliner Rubelbörse zu einer Zeit eingesetzt hätten,da die inneren Bedingungen einer Festigung des Rubelkursesnoch nicht gegeben waren?
Hätte das Verbot der Notenausfuhr aus Rufsland dasBerliner Termingeschäft in Rubelnoten vernichtet? Unbedingtja; seit der Oktoberliquidation 1894 war diese Form derSpekulation tot. Selbstverständlich war damit die Valuta-spekulation selber nicht tot, sondern auf andere Wege ge-wiesen. Dafür, dafs solche Wege offen stehen, nur ein Beispielfür viele.
Die brasilianische Währung entwickelte sich unter demEinflufs politischer Wirren, welche dem Sturze des Kaiser-reiches folgten, von Pari- und zeitweisem Überparistande zueiner äufserst schwankenden Papierwährung. Die Folge wareine starke Spekulation in Währung seitens brasilianischerund europäischer Spekulanten, vermittelt durch den Kauf oderVerkauf von Goldtratten durch die in Rio ansässigen Banken,welche Filialen oder nahe Geschäftsfreunde grofser europäischerAcceptfirmen sein mufsten, um über billigen Trassierungskreditzu verfügen. Die Spekulation vollzog sich per Kassa oderauf Zeit. Im letzteren Fall bestimmte die Meinung der Banküber die Güte des Spekulanten, ob er überhaupt zum Geschäftzugelassen wurde oder nicht: jedes Zeitgeschäft schliefst be-reits Kreditgewährung in sich.
Zugleich waren die Banken die Darlehngeber für Zweckeder Spekulation. Auch hier wieder Prüfung des einzelnenSpekulanten, mit dem sich die Bank einliefs; Kreditgewährung