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1 (1930) Vom Staatssekretariat bis zur Marokkokrise
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DIE PERLENKETTE DER ZARIN

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Aus dem, was mir der Kaiser bei der Rückkehr von Wolfsgarten erzählte,ging hervor, daß er diesen guten Rat nur bis zu einem gewissen Gradebefolgt hatte. Er rühmte sich, den Zaren von der Gottlosigkeit der fran-zösischen Republik, der Unzuverlässigkeit der französischen Minister undder Hinterlist der Engländer überzeugt zu haben. Der Zar habe zustimmendgelächelt, als der Kaiser ihm gesagt hätte:France is a sinking nation witha decided dawnward tendency, the blood of its murdered king and nobility ison the nation, which is beeing destroyed by atheism." Wie in seinen Briefenan den Zaren, wenn sie mir nicht vor ihrer Absendung vorgelegen hatten,konnte es der Kaiser auch bei mündlicher Unterhaltung mit Nikolaus II. nicht unterlassen, diesen immer wieder gegen die französische Republikaufzustacheln, obwohl ich ihn mehr als einmal an das Wort erinnert hatte,das bei Goethe Tasso der Prinzessin entgegenhält, die ihm vorwirft, ihreFreundin Leonore Sanvitale nicht genügend zu würdigen:

Wenn sie auchDie Absicht hat, den Freunden wohlzutun,So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.

Der Kaiser hatte in seiner Unterredung mit dem Zaren im übrigen denEindruck gewonnen, den ich teilte, daß der Zar weder die Eroberung nochden Zusammenbruch der Türkei erstrebe, daß er auch keinen Krieg mitJapan wünsche, aber einen solchen vorbereite. Ein Lieblingsgedanke desKaisers Wilhelm IL, auf den er namentlich Russen gegenüber oft zurück-kam, war die NeutraUsierung Dänemarks und seiner Gewässer. Ich hieltdemgegenüber an dem Standpunkt fest, daß wir schon im Hinblick aufunser Verhältnis zu England uns hinsichtlich der Ostsee auf keine Ab-machung einlassen könnten, auch keinerlei Verpflichtung, die russischeOstseefront zu verteidigen, übernehmen dürften, wenn uns Rußland nichtvorher seinerseits unseren Besitzstand garantiere. Mit Bezug auf dierussisch -japanischen Beziehungen hatte ich den Kaiser, bevor wir nachDarmstadt fuhren, gebeten, bei aller Betonung der traditionellen Freund-schaft mit Rußland , die ihm unsere wohlwollende Neutralität sichere,keinerlei Verpflichtungen ohne entsprechende Gegenleistung zu über-nehmen. Zu dem Diner, das abends in Wolfsgarten stattfand, erschien dieKaiserin Alexandra Feodor owna in einer sehr schönen Toilette. Sie trugeine Perlenkette, deren einzelne Perlen groß wie Haselnüsse waren, und diebis an ihre Füße reichte. Diese schöne Frau, die für Glück und Glanzgemacht zu sein schien, die auf einem der mächtigsten Throne der Welt saßund von ihrem Mann auf Händen getragen wurde, sollte kaum vierzehnJahre später am fernen Ural von schmutzigen und rohen Kommunisten-händen abgeschlachtet werden, weit, sehr weit vom heimatlichen Oden-