Druckschrift 
1 (1838)
Entstehung
Seite
583
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Minna von .B.n'tthclm.

v. (Lcllhcim. Ah, ich brauche jetzt nicht deine 9cachrichtcn:ich brauche dein Geld. Geschwind, Werner, gieb mir so vicidli hast; und dann suche so viel aufzubringen, als du kannst.

Werner. Herr Major? Nun, bey meiner armen Seele,habe ichs doch gesagt: er wird Geld von mir borgen, wenn erselber welches zu verleihen hat.

v. iLellhcim. Du suchst doch nicht Ausflüchte?

Werner. Damit ich ihm nichts vorzuwerfen habe, so nimmtcr mirs mit der Rechten, und giebt mirS mit der Linken wieder.

v. lLellhcim. Halte mich nicht auf, Werner! Ich habeden guten Willen, dir es wieder zu geben; aber wenn und wie ? das weiß Gott !

ferner. Sie wissen es also noch nicht, daß die HofstaatS-kassc Ordre hat, Ihnen Ihre Gelder zu bezahlen? Eben erfuhrich es bey

v. Tcllhcim. Was plauderst du? Was lassest du dir weißmachen? Begreifst du denn nicht, daß, wenn es wahr wäre,ich es doch wohl am ersten wissen mußte? Kurz, Werner,Geld! Geld!

Werner. Je nu, mit Freuden! hier ist was!Das sinddie hundert Louisdor, und das die hundert Dukaten. (Mtihm bcidcs)

v. Tellheim. Die hundert Louisdor, Werner, geh undbringe Zustcn. Er soll sogleich den Ring wieder einlösen, dencr heute früh versetzt hat. Aber wo wirst du mehr herneh-men, Werner? Ich brauche weit mehr.

Werner. Dafür lassen Sie mich sorge». Der Mann,der mein Gut gckaufft hat, wohnt in der Stadt. Der Zah-lungstermin wäre zwar erst in vierzehn Tagen; aber das Geldliegt parat, und ein halb Proccntchcn Abzug

v. Tellheim. Nun ja, lieber Werner! Siehst du, daßich meine einzige Zuflucht zu dir nehme? Ich muß dir auchalles vertrauen. Das Fräulein hier, du hast sie gesehn,ist unglücklich

Werner. O Jammer!

v. Tcllheim. Aber morgen ist sie meine FrauWerner. O Freude!