Minna von Bariihclm.
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ihr ganzes Gluck der blinde» Zärtlichkeit eines Mannes zu ver-danken!
v. Tellheim. Falsch, grundfalsch!
Das Fräulein. Wollen Sie es wagen, Zhrc eigne Rede inmeinem Munde zu schelten?
v. Tellheim. Sophistinn! So entehrt sich das schwächereGeschlecht durch alles, was dem stärker» nicht ansteht? So sollsich der Mann alles erlauben, was dem Weibe geziemet? Wel-ches bestimmte die Natur zur Stutze des andern?
Das Fräulein. Beruhigen Sie sich, Tellheim! — Zchwerde nicht ganz ohne Schutz seyn, wenn ich schon die Ehredes Ihrigen ausschlagcn muß. So viel muß mir immer nochwerden, als die Noth crfodcrt. Zch habe mich bey unsermGesandten melden lassen. Er will mich noch heute sprechen. Hof-fentlich wird er sich meiner annehmen. Die Zeit verfließt. Erlau-ben Sie, Herr Major —
v. Tellheim. Zch werde Sie begleiten, gnädiges Fräulein. —Das Fräulein. Nicht doch, Herr Major; lassen Sie mich —v. Tellheim. Eher soll Zhr Schatten Sie verlassen! Kom-men Sie nur, mein Fräulein; wohin Sie wolle»; zu wem Siewollen. Ucbcrall, a» Bekannte und Unbekannte, will ich es cr-zchlc», in Zhrcr Gegenwart des Tages hundcrtmal crzchlcn,welche Bande Sie an mich verknüpfen, aus welchen« grausame»Eigcusimic Sie diese Bande trennen wollen —
Zehnter Auftritt.Just. Die Vorigen.
Iust. (mit Ungestüm) Herr Major! Herr Major!v. Tellheim. Nun?
Iust. Kommen Sie doch geschwind, geschwind!v. Tellheim. Was soll ich? Zu mir her! Sprich, was istö?Iust. Hören Sie »ur — (rcdct ihm heimlich ins Ohr)Das Fräulein, (indeß bey Seite zur Franciska) Merkst Du was,FrauciSka?
Franciska. O, Sie U»barmhcrzigc! Zch habe hier gestan-den, wie auf Kohlen!
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