Minna von Barnhelm.
Zwölfter Alistritt.
Zwey Bediente, nach einander, von verschiedene» Seiten über den Saallaufend. Die Vorige».Der eine Bediente- Gnädiges Fräulein, Ihr» Excellenz,der Graf! —
Der andere Bediente- Er kömmt, gnädiges Fräulein! —Franciska- (die ans Fenster gelaufen) Er ist es! er ist es!Das Fräulein. Zst ers? — O nun geschwind, Tellhcim—v. Tellheim. (auf einmal zu sich selbst konniicnd) Wer? werkömmt? Ihr Oheim, Fräulein? dieser grausame Oheim? —Lassen Sie ihn nur kommen; lassen Sie ihn nur kommen! —Fürchten Sie nichts! Er soll Sie mit keinem Blicke beleidigendürfen! Er hat es mit mir zu thun. — — Zwar verdienenSie es um mich nicht —
Das Fräulein. Geschwind umarmen Sie mich, Tellhcim,und vcrgcsscn Sie allcs —
v- Tellheim. Ha, wenn ich wüßte, daß Sie es bereuenkönnten! —
Das Fräulein. Nein, ich kann es nicht bereuen, mir denAnblick Ihres ganzen Herzens verschafft zu haben! — Ah, wassind Sie für ein Mann! — Umarmen Sie Ihre Minna, Zhrcglückliche Minna! aber durch nichts glücklicher, als durch Sie!(sie fällt ihm in die Arme) Und nun, ihm entgegen! —
v. Tellheim. Wem entgegen?
Das Fräulein. Dem besten Ihrer unbekannten Freunde.
v. Tellheim. Wie?
Das Fräulein. Dem Grafen, meinem Oheim, meinem
Vater, Ihrem Vater.--Meine Flucht, sein Unwille, meine
Enterbung; — hören Sie denn nicht, daß allcs erdichtet ist? —Leichtgläubiger Ritter!
v. Tellheim. Erdichtet? — Aber der Ring? der Ring?
Das Fräulein. Wo haben Sie den Ring, den ich Ihnenzurückgegeben?
v. Tellheim. Sie nehmen ihn wieder? — O, so bin ichglücklich! — Hier Minna! — (ihn herausziehend)