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1 (1838)
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Minna von Barnhelm.

Zwölfter Alistritt.

Zwey Bediente, nach einander, von verschiedene» Seiten über den Saallaufend. Die Vorige».Der eine Bediente- Gnädiges Fräulein, Ihr» Excellenz,der Graf!

Der andere Bediente- Er kömmt, gnädiges Fräulein!Franciska- (die ans Fenster gelaufen) Er ist es! er ist es!Das Fräulein. Zst ers? O nun geschwind, Tellhcimv. Tellheim. (auf einmal zu sich selbst konniicnd) Wer? werkömmt? Ihr Oheim, Fräulein? dieser grausame Oheim?Lassen Sie ihn nur kommen; lassen Sie ihn nur kommen!Fürchten Sie nichts! Er soll Sie mit keinem Blicke beleidigendürfen! Er hat es mit mir zu thun. Zwar verdienenSie es um mich nicht

Das Fräulein. Geschwind umarmen Sie mich, Tellhcim,und vcrgcsscn Sie allcs

v- Tellheim. Ha, wenn ich wüßte, daß Sie es bereuenkönnten!

Das Fräulein. Nein, ich kann es nicht bereuen, mir denAnblick Ihres ganzen Herzens verschafft zu haben! Ah, wassind Sie für ein Mann! Umarmen Sie Ihre Minna, Zhrcglückliche Minna! aber durch nichts glücklicher, als durch Sie!(sie fällt ihm in die Arme) Und nun, ihm entgegen!

v. Tellheim. Wem entgegen?

Das Fräulein. Dem besten Ihrer unbekannten Freunde.

v. Tellheim. Wie?

Das Fräulein. Dem Grafen, meinem Oheim, meinem

Vater, Ihrem Vater.--Meine Flucht, sein Unwille, meine

Enterbung; hören Sie denn nicht, daß allcs erdichtet ist?Leichtgläubiger Ritter!

v. Tellheim. Erdichtet? Aber der Ring? der Ring?

Das Fräulein. Wo haben Sie den Ring, den ich Ihnenzurückgegeben?

v. Tellheim. Sie nehmen ihn wieder? O, so bin ichglücklich! Hier Minna! (ihn herausziehend)