126

Reform und Rcswurativn,

Ratgeber", sagte er zu dem badischen Gesandten vvn BlitterSdorff,und sie scheint die Karlsbader Beschlüsse diktiert zn haben". Erberührte auch dreist den wundesten Pnnkt der badischcn Politik,indem er die Möglichkeit hinstellte, daß der Bundestag einmal derKrone Bayern die Exekution gegen Baden auftragen könne.Mögeder Karlsruher Hof sich's zweimal überlegen, bevor er auf denWiener Konferenzen neuen Beschlüsse» zustimmt, welche den deutschenBund iu eiueu Bundesstaat verwandeln."

Der König vou Württemberg verhöhnte geradezu den sieges-stolzen Metternich, indem er iu ebeu jeueu Tagen mit seinem^ande eine Bersafsnng vereinbarte, die in offenbarem Gegensatzezu der in Karlsbad gegebenen Erläuterung des Artikels 13 derBnndesakte stand. Am 25. September 1819, also sünf Tage nach-dem Württembergs Vertreter allerdings nicht ohne eine statt-liche Reihe von Bedenken nnd BessernngSvvrschlägen den Karls-bader Beschlüssen in Frankfurt zugestimmt hatte, verkündete derKönig die Perfassuug, uud danu ließ er einige Tage später anchdie Karlsbader Beschlüsse bekannt machen, ohne deshalb die ent-gegenstehenden Bestimmungen der Verfassung aufzuheben. GroßesAufsehen erregte es, daß er damals eine Reise zu dem Kaiser vonRußland , seinem Schwager, unternahm, als suche er dort Schutz.Denn weun anch die Nachrichten vvu dort so lauteten, als sei KaiserAlexander mit der Tendenz der Karlsbader Beschlüsse einverstanden,so kamen doch bald Äußerungen der russischen Regierung, dieanders klangen und dabei Töue auschlua.cn, die Metternich nicht zueinem rechten Genuß seines Machtgefühls kommen ließen anßerwenn er die Feder in die Hand nahm nnd nun sich selbst undanderen erzählte, wie klug er sei und wie ersvlgreich er die Weltgerettet habe.

Kaum weniger anstößig und ärgerlich als das BorgeheuWürttembergs war sür Metternich das Verhalten Bayerns. Derbayerische Gesandte am Bundestage hatte den Beschlüssen des20. September 1819 ohne Einschränkung zugestimmtnnter Ver-dankung der von dem kaiserlich österreichischen Hofe hierbei be-thätigten Porsorge"; aber eine erhebliche Gruppe der bayerischenStaatSmänuer sah darin doch eine Gefährdung der Souveränetät