Zehntes Kapitel.

Kaiser und Reich.

Der Krieg von 1870.

Die Franzosen sind eine sparsame nnd arbeitskräftige Nationmit reichen Gaben aller Art, aber sie sind auch eitel und eifer-süchtig und !lassen sich von politischen Schreiern und dreistenJournalisten leicht zu hastigen und wilden Entschlüssen fortreißen.Sie empfanden es als eine Art Beleidigung, daß Preußen großeProvinzen und noch größeren Ruhm gewann, der den Ruhm desfranzösischen Heeres vor Sewastopol und Solferino überstrahlte:sie fordertenRache für Sadowa". Napoleon mußte auch wiederLaud und Ruhm gewinueu, um sie zu beruhigen, uud da seine Ver-suche scheiterten, ein Stück des linken Rheinufers oder Luxemburgoder Belgien zu nehmen, so sühlte er seinen Thron wanken.Ebenso scheiterte sein Versuch, die Franzosen durch liberale Ein-richtungen zu beruhigen, namentlich durch eiue größere Freiheit derPresse und des Vereinswesens. Vielmehr wagten sich jetzt republi-kanische und bourbonische Gruppen hervor, die auch durch dieweiteren Zugeständnisse von 1869 nicht befriedigt wurden. Unterdiesen Umständen schien ein Krieg gegen Preußen den einzigenAusweg zu bieten, und es bildete sich am Hofe die Partei derArkadier", die das forderte. Sie wurde von der Kaiserin Eugenieunterstützt nnd von den Klerikalen, die in Preußen zugleich denProtestantismus bekämpften. Unter diesen Einflüssen suchte Napoleon ,dessen Energie durch schwere körperliche Leiden gelähmt war, schon1869 mit Öfterreich uud Italien ein Bündnis zum gemeinsamenAngriff gegen Preußen zu schließen, fand beide Staaten bereitwillig