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Tk> Rwvlutivn vvn 1848 und 1849.
1848 und 49 ist unrichtig. Zunächst war sie keine Nachäffereioder Nachahmung der französischen Revolution von 1848. Siewar längst im Gange, ehe die Franzosen ihren König verjagten,und sie war nach ihrem Wesen nnd nach ihrem Verlaus ganz ver-schieden von der sranzösischen Bewegung. Ihre Ziele waren andere,nnd die Verhältnisse der Parteien waren andere; auch war nichtein Mittelpunkt wie in Frankreich, sondern Wien, Berlin, Dresden ,Frankfurt, Baden, die Pfalz, Ungarn und viele andere Orte undLänder waren Mittelpunkte selbständiger, nebeneinander hervor-brechender Beweguugeu.
Schon 1840 und uoch früher sahen schärfere Beobachter, daß dieMassen des deutschen Völkergemenges in Glut waren, daß sie überkurz oder lang die alten Formen sprengen und neue Formensuchen würden. In den Jahren 1845—48, besonders 1346 nnd1847, fühlte man, daß die Stnnde der Entscheidung nahe bevorstehe.Das Auftreten Roemers uud seiner Freunde in Württemberg seit1845, der Antrag Mathys auf der Heppenheimer Versammlungim Oktober 1847, ein Zollparlament zu berufen, die Thronrededes Königs von Württemberg vom 22. Januar 1848, BassermanusAutrag in der badischen Kammer vom 12. Februar 1848, eiuedeutsche Natioualvertretung zu schaffeu, uud andere Vorgängeschienen darauf hinzuweisen, daß die Mittelstaaten des Südens dieFührung übernehmen würden; und Bayern hatte thatsächlich bereitsEnde 1847 und Februar 1848 seine Revolution. Die Studentennnd die Bürgerschaft Münchens lehnten sich gegen die Maßregelnder Willkür auf, mit denen König Ludwig die Wüusche seiner inphantastischer Weise geliebten spanischen Tänzerin Lola Montez zu befriedigen uud sie uud ihren Anhang gegen die Beleidigungenzu schützen suchte, in denen sich der Zorn der Bürger und Stu-denten Luft machte. Da wurde dem Könige selbst das böse Wort„Hurenmajestät" eutgegengeschlendert, uud als er am 9. Februar1848 die Nuiversität zu schließen befahl, kam es zu einem Tumult,der wohl leicht hätte überwältigt werdeu könueu, der aber doch beider ganzen Stimmung des Volkes und dem sittlichen Makel derköniglichen Position des Eindrucks nicht verfehlte. Der Königgab nach, Lola Montez verließ das Land.