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Die Revolution von 1848 und 1849.

Zeit eins der überraschendsten nnd lehrreichsten. Die alte Sagevon dem verdorrten Baume schien sich zu erfüllen, der plötzlichwieder Saft gewinnt und Blätter und Blüten treibt. Ja, eswaren wirklich Tage der Wunder, wunderbare Tage. Man wnßtekaum, was man thun, wohin man schauen sollte, es war alles soanders, man war selbst so ganz nuders geworden.

Die Umwälzung in Österreich .

Drei Ereignisse ragen aus dem stürmischen Tumult dieserWochen hervor: die Revolution in Wien am 13. März, die Ber-liner Kämpfe vom 18. März und die Berufung des FrankfurterParlnmeuts. Die Verhältnisse Österreichs waren vollständig morschund zerrüttet, die wirtschaftliche wie die geistige Bewegung ließsich nicht mehr in den alten Fesseln halten, der Kaiser war über-dies regierungsunfähig, und die Staatsmänner, die für ihn eineArt Regentschaft führten, waren der Aufgabe ebenfalls nicht ge-wachsen, überdies fern davon, einig zu sein. Der bekannteste nnterihnen war der Fürst Metternich , der alle Welt und sich selbst mitschönen Worten täuschte. Ein Virtuos der kleinen Mittel derDiplomatie nnd ein Held des Salons, der über Staatsangelegen-heiten mit Grazie zu plaudern oder mit Pathos zn predigen wußte,der aber immer an der Oberfläche blieb, und der alle großen Auf-gaben der wirtschaftlichen wie der politischen Entwickelung, dieÖsterreich unter seiner Verwaltung 180948 hätte lösen müssen,verschleppt, vernachlässigt oder verdorben hat. Sein Rivale warKolowrat , ein Mann, der Verbindungen und Einfluß gcuug besaß,um Metternich zn hemmen, aber weder die Fähigkeit noch die Ar-beitskraft oder den Mnt, um zu thun, was Metternich versänmte.Man wußte in Österreich sehr wohl, wie böse es stand, auch inden regierenden Kreisen täuschte man sich darüber nicht. Daszeigt nns schon das Verhalten gegenüber der ungarischen Bewegung,und es wurde anch offen ausgesprochen. Im Jahre 1841 erschienein Buch unter dem TitelÖsterreich uud dessen Zukunft", das dieZustände in den schwärzesten Farben schilderte. Der Adel seige-waltsam zu eiuer unnatürlichen Gesinnungslosigkeit gedrängt", dieBeamtemvelt sei