Dahlmann über Olmütz .

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zerstöre. Am gewaltigsten vielleicht lieh Dahlmann diesen Em-pfindungen Ausdruck in einem Briefe, der in den letzten Tageilvor Olmütz geschrieben wurde, als man das Unheil kommen sahund es doch noch nicht recht für möglich halten mochte. DerSchluß des Briefes lautet:

Was habe ich noch zu sagen? Wenn die Schleswig-Holsteiner und dieKurhessen dem Verderben überliefert werden und Preußen , was der Himmelgnädig verhüte, dem zusieht, so wird eben damit erklärt, daß keine, auchbeschworene, deutsche Staatsverfassung eine andere Verbürgung habe als dieWillkür des jedesmaligen Herrschers, und das deutsche Volk weiß, woran esist. Dieses Mal findet kein Irrtum, keine Beschönigung statt. Redlich-keit und Uberzeugungstreue werden der Nimmersatten Gier und Unum-schränktheit zum Opfer gebracht. Und die Folgen? Lassen Sie mich immerhinwiederholen, was ich in finsterer Ahnung schon voriges Jahr an eineinanderen Orte aussprach: Ich rühme mich keiner Prophetengabe, allein ichspreche ohne Scheu aus, was mein inneres Gemüt mir sagt: Sollte diesegroße Bewegung an dem Übermute der Könige von Napoleons Gnadenscheitern, und das Heil unseres Volkes sich noch einmal zur Nebensache ver-flüchtigen, so hemmt, wenn es abermals flutet, kein Damm die wilden Ge-wässer mehr, uud der Wanderer wird die Reste der alten deutschen Monarchiein den Grabgewölben ihrer Dynastien aufsuchen müssen.