Bisincirck und die Reaktionspolitik des Bnndes.

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wünschte ein Einschreiten von Bundes wegen, aber es ist dazunicht gekommen.

Erinnert hier manches an die Eingriffe des Bundes in der Zeitder Karlsbader Beschlüsse und den Jahren 183234, so zeigt sichdoch, daß Preußen trotz Olmütz und trotz der sortdauernden Neigungdes Königs zur Hingabe an Österreich sich nicht entfernt so wiezur Zeit der Demagogenhetze zum Büttel Österreichs hergab. DerGegensatz der Interessen trat zu klar hervor, und die Thatsache,daß die Bewegung von 1848 schließlich Preußen an die Spitzevon Deutschland gehoben hatte, wirkte zu kräftig nach. Dazu kamdie energische Persönlichkeit des preußischen Bundestagsgesandtenv. Bismarck. Wohl gehörte er zu der Partei, die Radowitz undseine Unionspolitik bekämpft und so zu der Demütigung vonOlmütz geführt hatte, aber er that alles, um die Folgen dieserNiederlage abzuwehren. Im besonderen behandelte er die An-träge, welche im Bunde auf Unterstützung der Reaktion in denEinzelstaaten gestellt wurden, in diesem Sinne. Rechtliche Bedenkengegen die Beseitigung der Verfassungen oder einzelner Gesetze undParagraphen hatte er nicht. Einmal bewegte er sich in den Ge-danken der Gegenrevolution, welche die Schöpfungen von 1848/49mehr als Produkte der Gewalt denn des Rechts betrachtete, fo-dann aber flößten ihm die kleineren Staaten nicht den vollenRespekt ein: ihre Fürsten und ihre Verfassungen erschienen ihmmehr oder weniger als unfertige und unvollkommene politischeBildungen, die für sich die Heiligkeit des öffentlichen Rechts nurin beschränktem Maße in Anspruch nehmen könnten. Als Lippeund Koburg-Gotha einst einen Zwist an das Forum des Bundes-tages bringen wollten, meinte er, die Herren sollten sich lieberschießen: das wäre doch einmal etwas Anderes. Endlich warenihm diese Staaten Preußen gegenüber Ausland, wenigstens so weit,daß er ihre Fragen zunächst nach dem preußischen Interesse beur-teilte. Bei den Verfassungsstreitigkeiten dieser Staaten, die an denBund gebracht wurden, erwog er in erster Linie immer, wie er beidieser Gelegenheit den österreichischen Einfluß schwächen oder dochseine Steigerung hindern möchte.

Besonders lehrreich sind dafür die Schreiben, in denen er