Sie sang mit ihrem Hintern soWie Mara mit der Kehle.Gäng's unsrer Sopranistin so,Seufzt hier der fromme Dichter,Ich hörte nicht, ich schaute nurDie fleischernen Gesichter.
In den mittelalterlichen Schwänken und Fabliaux fin-den sich selbstverständlich Derbheiten in Hülle undFülle. Wird aber das Bereich der Skatologie betreten,und das geschiebt Tag für Tag, so wird gleich mitder hanebüchensten Grobheit aufgewartet, und die Ex-kremente werden sogleich zum Spielball von den rüdenPossenreißern genommen. Mit einem einfachen Flatusweiß der „Dichter" nichts anzufangen.
Dem modernen Empfinden entspricht diese ungenierteOffenheit weniger. Man verlangt Witz, der jeder Natür-lichkeit das Beleidigende nimmt. Deshalb ist auch dasskatologische Element in der Gegenwart nicht allzu starkvertreten.
Nur Karl Ettlinger hat im Jahrgang 1911 der „Ju-gend" den Flatus zum Gegenstand einer hübschenGeschichte genommen. In Balzacs „Tolldreisten Er-zählungen" (Contes drolatiques) ist mancher skato-logische Zug mitverwertet, ja einige direkt skato-logische Geschichten finden sich darin. Hierher gehörtbeispielsweise die Geschichte von den „Drei Gaunern":„In der Vorstadt Notre-Dame-la-Riche wohnte ein hüb-sches junges Mädel, das neben den Schönheiten, diedie Natur ihr verliehen, auch noch einen schönenHaufen Gulden besaß. Als sie in das Alter kam, wosie die Last des Ehestandes tragen konnte, stellten sichso viele Freier ein, wie es zu Ostern Kupferstücke gibtim Opferstock des heiligen Gratian. Dieses Mädel er-
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