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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
Entstehung
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wählte sich einen, der, mit Respekt zu vermelden, amTage und in der Nacht so viel leistete wie zwei Mönche.Sie waren bald einig, und die Hochzeit wurde fest-gesetzt. Aber je näher die Brautnacht heranrückte, umso unbehaglicher wurde der Braut, denn sie litt aneinem Fehler ihrer unterirdischen Leitungen, wodurches kam, daß sie ihre Dämpfe mit einem Knall abließ,als wenn eine Bombe platzte.

Sie fürchtete, daß die Winde ihr in der ersten Nacht,wo sie doch an ganz andere Dinge zu denken hatte,zu schaffen machen würden. Deshalb entschloß siesich, die Sache ihrer Mutter anzuvertrauen, vielleichtdaß diese Rat wüßte. Die gute Frau sagte ihr, daßdiese Schwäche ein Erbfehler sei, und daß sie inihrer Jugend nicht wenig daran gelitten habe. Inspäteren Jahren habe Gott ihr die Kraft verliehen, dasVentil nach ihrem Gusto zu öffnen oder zu schließen,und vor sieben Jahren sei ihr der letzte entwischt,gleichsam als Lebewohl für ihren Mann, der gerade indiesem Augenblick gestorben wäre. ,Aber', sagte siezu ihrer Tochter, ,sie habe von ihrer Mutter ein sicheresMittel erhalten, um diese überflüssigen Winde zuunterdrücken und ohne Geräusch entweichen zu las-sen. Wenn die Winde dann nicht riechen, so merktkein Mensch etwas davon. Es ist dazu nur nötig, daßman sie am Ausgang sammelt und dann auf einmalentweichen läßt. In unserer Familie nennt man das:einen Furz erwürgen.' Die Tochter war froh, dieseKunst erlernt zu haben, dankte ihrer Mutter, tanzte amHochzeitsabend nach Herzenslust und sammelte dieWinde in ihrem Darm an, wie der Bälgetreter in derOrgel Wind ansammelt vor dem Beginn der Messe»Bevor sie ins Brautgemach ging, wollte sie alles zu-

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