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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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nach der Schlacht von Königgrätz in Brünn befand, aus-gehändigt, welcher den Brief beim Diner vom GeheimenHofrat Schneider vorlesen ließ.

Der wortgetreue Inhalt des Briefes war folgender:Wohlgestrenger Herr Amtmann!

Ew. Wohlgeboren Gestrenger geruhen mir nicht übel zunehmen, daß ich Dieselben mit diesem billigen Anliegennoschiere (molestiere), und mich beklagen muß, daß dieLeute gar keine Kinder in die Schule wollen gehen lassen,obschon jetzt keine Feldarbeit ist. Meine Besoldung trägtwenig ein, so daß ich mich mit Weib und Kind kümmerlichdurchbringen muß.

Der Urban Bohling läßt einen gehen, das wäre einer,Mathias Huth läßt auch einen gehen, das wären zwei, derKirchvater läßt ebenfalls einen gehen, das sinter drei,der Heinrich Schneider hat einen großen gehen lassen,der Fischer ebenfalls einen großen, das sinter fünf, derFischer hat außerdem noch einen, den er könnte gehenlassen, und tut es doch nicht. Der Martin Schulz läßteinen gehen, aber nicht immer; das luären endlich sechs.Der Hans Krebs hat drei und läßt doch keinen gehen. DerNachbar Seppel Stichs hält sich am. besten, er läßt dreiauf einmal gehen, das sinter endlich neun. Die Michel Sep-pel Muhme läßt auch einen kleinen gehen, das sinter zehn;sie wollte einen großen gehen lassen, aber das war ihr nichtmöglich. Ich habe den Michel Seppel freundlichst ange-redet, warum er nur einen gehen läßt, und er gab mir zurAntwort, daß es ihm nicht allemal möglich wäre undeinen möchte er überhaupt bei sich behalten, wenn er ein-mal in Verlegenheit wäre. Der Pohl ließe gern einen gehen,aber er ist immer krank, und da geht es nicht; er hätteihn vielleicht schon gehen lassen, aber seine Mutter hat. ihmabgeraten. Ich mein aber, wer einen hat, der soll ihn gehenlassen, denn zu Hause sind die Schelme doch nichts nützeund verursachen nur Ärger. Der Müller Berlhold läßt zwarauch einen gehen, der stinkt aber vor lauter Faulheil. Dassinter elf.

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