Wenn also heute einer einen gehen läßt und der anderemorgen, was kommt da heraus? — Daher bitte ich Ew.Wohlgeboren gestrengen Herrn ganz unterthänigst, sichmeiner meines zu erbarmen und zu befehlen, daß jeder, dereinen hat, ihn gehen läßt, damit viele gehen und einer denandern nicht hindert, denn das bringt kein Gut', den Wei-bern aber aufzugeben, daß sie dieselben nicht aufhaltensollen wie die Wallauer, denn e r, der Wallauer, hat einengehen lassen, aber s i e halte ihn unterwegs aufgehaltenund nach Hause geführt. Also dürfen Ew. gestrenger Herrmir keine Schuld geben, so wie auch ich keinen Fleißspare.
Auch habe ich anzuzeigen, daß die Leute hier großeSäue sind, weil sie an der Kirche herum Unreinlichkeitenmachen. Da wäre denn meine Meinung, daß sich das Amtdareinlegen sollte. Und bei der Musik tanzen die Weibs-bilder so toll, daß ihnen die Kittel bis auf den Kopf schla-gen, da sollte doch die Geistlichkeit eine Ansicht davonnehmen. Auch besaufen sich die Bauern so toll und sovoll, daß sie speien, da sollte doch der Richter sein Maulaufmachen und solche Sachen dem gnädigen Herrn vor-tragen. Auch wird in den Nächten soviel gestohlen, daßkein Mensch mehr etwas hat. Die Obrigkeit muß besserwirken, sonst giebt's kein gutes Ende.
Ich bitte also und hoffe auch, daß Ew. Wohlgeboren ge-strenger das Beste thun und darüber einen scharfen Befehlwerden ergehen lassen.
Achtungsvoll
Ew. Gnaden unterthänigsterHarrasLehrer und Cantor.
Derartige skatologische Scherze und Anekdoten sindheute noch immer gesellschaftsfähig — unter der Vor-aussetzung, daß plumpes Vorbringen vermieden wird.Man verstößt mit keinem Worte gegen den Takt und ver-steht doch, alles Wünschenswerte mit der erforder-lichen Deutlichkeit auszudrücken. Als charakteristische
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