heute noch gibt, wobei die Motive hierzu außer Be-tracht bleiben sollen. Bei den meisten solcher Per-sonen wird, auch wenn das Kotfressen in der Libidosexualis begründet ist, ein geistiger Defekt vorliegen,wodurch das Aussetzen der moralischen Hemmungen,der naturgemäßen physischen Aversion erklärlich wird.Im dritten Kapitel des zweiten Buches der „Memoireneiner Sängerin" wird eine Bordellszene beschrieben, inder ein impotenter Lustgreis nur dann zur Liebe reifwird, wenn er die Fäkalien einer Bordelldime ver-schlingt. Diese Szene ist, wie jeder Kenner der Sexual-pathologie bestätigen wird, durchaus kein bloßes Phan-tasiegebilde, sondern der Wirklichkeit abgelauscht. Diehier in Frage stehende Verirrung findet sich in allenStänden vertreten, wovon in den Kryptadia und denAnthropophytheia reichliche Belege beigebracht wer-den 31 . Zuweilen ist in solchen Ausschnitten oder Anek-doten die sexuale Note unverkennbar. Da der Urindurch die Sexualorgane den menschlichen Körper ver-läßt und der Anus in unmittelbarer Nähe dieser Teilegelegen ist, wird eine Verknüpfung der Vorstellungenvon den einzelnen Organen in ihren Verrichtungenwesentlich erleichtert, und die Phantasie pervers emp-findender Menschen, die sich vorzugsweise mit denFunktionen des Darmkanals beschäftigen, sehr leichtzu aktiver und passiver Koprolagnie geführt. Einnormaler, sinnenkräftiger Mensch wendet sich mit Ekeldavon ab. Nicht so der Impotente, der zur Aufpeit-schung seiner Libido der unnatürlichsten Beizmittelbedarf. Deshalb finden sich Kotfresser nie unterFrauen, da diese immer kohabitationsfähig sind, auch
31 Vgl. a. Albert Hagen (i. e. Iwan Bloch) , Die sexuelle Ophresio-logie. Berlin 1906.
6
81