Print 
Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
Place and Date of Creation
Page
175
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

und darf kein Unterthan einige Arbeit verrichten /' undsobald man auff einer Stangen eine Serviette / welchedas Waschen wol verdienet hat,/ in die Höhe richtet / sohören die Trompeter / Paucker und Schallmeyen-Pfeif-fer auff / und ruffet das Volk zu dreyen mahlen /Alla Mohamet / worauf der Kaysei' gantz alleine zurück-gehet / und muß derjenige / so über den Nachtstuhlzum Aufstellen bestellet ist / solchen wieder auff seinemKopffe zurücktragen in Begleitung der anderen / umbden Nachtstuhl wieder reine zu machen..."Doch kehren wir zu realen Tatsachen zurück, denn daßes sich bei vorstehender Anekdote um ein Phantasiei-gebilde handelt, liegt auf der Hand.So beliebt die Nachttöpfe auch waren, so sehr fürchteteman sie auch. Alxnrtgruben wurden erst spät angelegt.Wohin also mit dem Inhalt der Gefäße? Nun, ganzeinfach: Man griff zu dem Nächstliegenden und leertesie, wie schon im alten Rom, einfach aus dem Fensterauf die Straße. Ergötzliche Berichte sind uns darüberüberliefert. Auf einem Holzschnitt von i ^89 finden wirdiese Ausleerung bereits im Holzschnitt dargestellt 62 ..Man konnte den Kammertopf aus dem Fenster leeren,wenn man (in Paris ) dreimalGare l'eau" gerufen hatte.Auch in anderen Ländern waren die Zustände um keinenDeut besser. In München erging schon 1370 strengesVerbot, die Nachtgeschirre einfach auf die Straße zuschütten 63 . Und aus Schottland berichtet der ReisendeEdward Burst 61 :Wir... waren recht lustig, bis die Uhrzehn schlug. Dies ist die Stunde, da jedermann die Frey-

" Jac. Hartlieb, De fide meretricum in suos amores. Argent. i48g;reproduziert bei Feldhaus, S. iog.

63 S. Westenrieder, Beiträge zur vaterländischen Historie, Mün-chen 1788, Bd. 6, S. 106.

64 Briefe über Schottland. Hannover 1776, S. 17.

175