heit hat, auf ein durch die Stadttrommel gegebenes Zei-chen seinen Unflath aus dem Fensler zu werfen... Wieich auf meinem Wege nach Hause, durch einen langenengen Gang, welcher hier Wynde heißt, gehen mußte;so ward mir ein Wegweiser mitgegeben, welcher, um einUnglück, das mir hätte begegnen können, abzuwenden,beständig mit lauter Stimme schrie: Hud your Haunde,das ist: Haltet ein! Ich zitterte, wenn ein Fenster geöffnetward, da immer nicht weit von mir der erschrecklicheGuß, von hinten und vorne herunterstürzete. Jedochich entgieng aller Gefahr glücklich, und kam nicht alleinwohlbehalten und gesund, sondern auch wohlriechend undrein in meinem neuen Quartiere an. Allein, wie ich imBette lag, mußte ich meinen Kopf zwischen den Lakenverstecken; denn der Geruch des Unflathes, welchen dieNachbaren an der Hinterseite des Hauses ausgeworfenhatten, drang dergestalt ins Zimmer, daß ich vor Ge-stanke fast hätte ersticken mögen."Die Benützung des Nachttopfes hatte durchaus nichtsSchamverletzendes an sich. Die Liselotte berichtet inihren „Briefen" 65 über den Dauphin: „Er hat gern,daß man ihm auf dem Kackstuhl entretenierte, aberes ging gar modeste, denn man sprach mit ihm undwandte ihm den Rücken zu; ich habe ihn oft so entre-teniert in seiner Gemahlin Kabinett, die lachte von Her-zen darüber, schickte mich allein hin, ihren Herrn zuentretenieren." Das war in der Zeit von 1697— I 7 I2 >Ludwig XIV. pflegte bei seinem Lever einen großenHofstaat um sich zu versammeln und genierte sich da-bei so wenig, daß er währenddessen vor aller Augen aufden Nachtstuhl sich setzte. Ebenso erteilte auf dem vor-erwähnten Thron, umgeben von seiner Dienerschaft, der
176