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Karl Helfferich als Währungspolitiker und Gelehrter : Erinnerungen / von Karl von Lumm
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auch gerade fein mochte, in Nervi, in Alexandrien, in Kairo ,an Bord eines Schiffes oder gar im Schlafwagen der Eifen=bahn, fein unermüdlicher Geifl fuchte jede freie Stunde zunutjen, um (ich dauernd auf dem laufenden zu halten undwenn nötig Artikel für die Tagespreffe zu fchreiben, umfo aus der Ferne in den Kampf einzutreten. Ich ließ esmir angelegen fein, ihn während feiner manchmal Monatedauernden Abwefenheit von der Heimat über alle wichtigerenVorkommni(fe durch Zufendung von Zeitungsabfchnitten,Druckfachen des Reichstages, neuerfchienenen Schriften ufw.zu unterrichten. Sein Briefwechfel mit Bamberger und nachdeffen Tode in den Jahren 1899 bis 1900 mit dem PräfidentenDr. Koch gewährt intereffante Einblicke in diefe Tätigkeit.Bald befchäftigt ihn ein Bericht des japanifchen Finanz=minifters über die Einführung der Goldwährung in Japan und veranlaßt ihn zu einem Artikel in derNorddeutfchenAllgemeinen Zeitung", bald ift es der englifche Geldmarkt,der feine Äufmerkfamkeit in Änfpruch nimmt und ihn zueinem warnenden Auffatj für die WienerNeue freie Preffe"anregt, oder es find die durch den Transvaalkrieg hervor=gerufenen Störungen der kontinentalen Geldmärkte, dieihm Sorge bereiten und zu längeren Ausführungen Anlaßgeben. Aber das weitaus größte Intereffe bringt er dochauch auf diefen Reifen den Vorgängen in der Heimat ent=gegen. Schon Ende September fleht er das Jahrhundertmit einem Reichsbankdiskont von 7% enden und er hatrecht damit behalten. Er ftudiert eifrig die ihm gefandtenftenographifchen Berichte der Verhandlungen im Reichstageund in den Kommiffionen über die Münznovelle und dieErneuerung des Reichsbankprivilegs und fpricht in feinenBriefen an Koch wiederholt fein Bedauern darüber aus,nicht in Berlin fein zu können, um die unerhörten bimetal=lifKfchen Angriffe fo fchlagend zurückweifen zu können,wie es nötig wäre.

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