gefchaffen würde durch, die Lehrtätigkeit eines auf demBoden der Goldwährung ftehenden Gelehrten. Hatten dochdie währungspolitifdien Kämpfe der legten Jahre und dieftetig wachfende Ausbreitung der Goldwährung in der ganzenWelt bei der Reichsregierung jeden Zweifel an der Richtig=keit der von ihr vertretenen Währungspolitik befeitigt.
Es ift anderfeits klar, daß Helfferich durch den ihmvon Wagner bereiteten Empfang aufs äußerfle erregt feinmußte. Seine Lage war in der Tat recht mißlich und wenigbeneidenswert. Aber während wohl jeder andere den Mutverloren und die Flinte ins Korn geworfen hätte, war beiihm das gerade Gegenteil der Fall. „Wagner hätte" —fo fchrieb er in dem erwähnten Briefe — „es gar nichtbeffer anfangen können, um meinen Entfchluß zu einemunwiderruflichen zu machen. Jetjt kann ich überhauptnicht mehr zurück. Allerdings befleht für mich jetjt nichtmehr der mindefbe Zweifel, daß er (Wagner) meine Ab=lehnung vorfdilagen wird. Aber ich rechne mit BefHmmt=heit darauf, daß die übrigen Mitglieder der Fakultät ßchnicht durch feine Voreingenommenheit beeinfluffen laffen." —Und fo ifl es denn auch fchließlich gekommen. Aber bisdahin war noch ein weiter Weg endlofer Verfchleppung.
Angefichts der ablehnenden Haltung Wagners hielt esHelfferich für geboten, mit der Einreichung feines Gefuchesbis nach der völligen Drucklegung feines Werkes über dieGeldreform zu warten, obgleich dies für ihn eine Ver=zögerung der Entfcheidung um ein Semefter bedeutete.Erft am 8. März 1898 konnte er fleh beim Dekan derPhilofophifchen Fakultät offiziell zur Habilitation meldenunter Vorlage feines zweibändigen Buches über „Die Reformdes deutfchen Geldwefens nach der Begründung des Reichs"und fonfHger bereits früher von ihm publizierten größerenwiffenfchaftlichen Arbeiten. Die Staatswiffenfchaften bildenan der Berliner Univerfität keine befondere Fakultät,fondern gehören der philofophifchen Fakultät an. Diedrei von der Fakultät zu begehenden Referenten hattenüber die Probefchriften ein motiviertes Urteil fchriftlich ab=
6 T.Lurara, Helfferidi.
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