Schon im Herbft 1898 hatte der Geheime KommerzienratHugo Oppenheim Helfferich die Stellung als Syndikus I*in feiner Bankfirma Rob. Warschauer & Co. angeboten, diezu den älteffcen und angefehenften Privatbanken in Berlin zählte. Aber er konnte [ich nicht entfchließen, auf dasvon ihm angeflrebte Ziel der Habilitation zu verzichten,fo verlockend das Angebot in finanzieller Beziehung auchfein mochte. Zudem hatte er das richtige Gefühl, daßeine folche Stellung auf die Dauer feinen Neigungen nichtentfprechen würde. So fiel ihm die Ablehnung nicht fchwer,und er hat auch fpäter feinen Entfchluß nicht bereut, alser fich trotj feiner glücklich verlaufenen Habilitation Sorgendarüber machen mußte, wie fich feine Zukunft geftaltenwürde.
Diefe Sorgen waren freilich nicht gering. Denn er warfich völlig darüber klar, daß nach Lage der Verhältniffefeine Tätigkeit als Privatdozent an der Berliner Univerfitätkeine Lebensftellung für ihn bedeutete, weil bei der ab=lehnenden Haltung des Profeffors Adolf Wagner vonfeiten der Univerfität eine Hebung diefer Stellung nicht zuerwarten war. Er fchwankte, ob er nicht einem an ihnergangenen Rufe nach Hamburg folgen follte, zumal erfürchten mußte, daß fleh auf die Dauer doch die akademifcheLaufbahn und fein Aufenthalt in Berlin nicht vereinigenlaffen würden. Im April des Jahres 1900 hatte er an denBankpräfidenten Koch gefchrieben: „Ich habe mir fchon vieleSorgen darüber gemacht, ob bei der Gegnerfchaft einfluß=reicher Univerfitätskreife und bei der politifchen Gegner=fchaft des Agrariertums für mich in Berlin für die nächfteZeit überhaupt irgendwelche Ausfichten beftehen und obnicht der zweijährige Kampf um meine Habilitation wenig flensinfofern verfehlt gewefen ift, als die Äusficht auf eine ge=fieberte Lebensftellung in Betracht kommt. Das HamburgerAnerbieten wird nun vielleicht für die Regierung ein Anlaßfein, fich über ihre Abfichten in Bezug auf meine Perfon zuerklären, und fchon damit wäre für mich viel gewonnen.Ich wünfehte mir nichts Befferes, als daß mein dauernder
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