Aufenthalt in Berlin und damit meine weitere Mitarbeitbei der Verteidigung unferer Geld= und Bankverfaffung er=möglicht würde." Die Regierung konnte freilich in derAngelegenheit nichts tun, denn die Befe^ung der befoldetenakademifchen Lehrftellen konnte nur von der Univerfitätausgehen.
Da kam Helfferich ein glücklicher Zufall zu Hilfe, derfeinem Leben eine neue Richtung geben follte. Bei einemAufenthalt in Kairo zur Wiederherftellung feiner Gefund=heit hatte er den Direktor der Kolonialabteilung des Aus=wärtigen Amts Dr. Stübel kennen gelernt, der in ShepheardsHotel längere Zeit hindurch fein täglicher Tifdigenoffe ge=wefen war. Auf einem von Georg von Siemens veran=flalteten größeren Familienfefte in Berlin gegen EndeAuguft 1901 teilte mir Stübel mit, daß er die Abficht habe,Helfferich als wirtfchafHichen Referenten in die Kolonial=abteilung zu berufen, hauptfächlich zu dem Zweck, dieWährung sverhältniffe in den deutfchen Schutjgebieten inOrdnung zu bringen und neu zu regeln. Helfferich habeihm erzählt, daß er feit Jahren bei mir in der Reichsbankgearbeitet habe; der Reidisbankpräfident habe fich bereitsfehr günftig über Helfferich geäußert und ihm gefagt, daßich wohl am beflen in der Lage fei, über ihn ein Urteilabzugeben und nähere Auskunft zu erteilen. Ich fagteihm, daß er nach meiner Überzeugung überhaupt niemandfinden könne, der fich beffer für den gedachten Zweck eigneund gab ihm eine genaue Schilderung der PerfönlichkeitHelfferichs und feiner bisherigen Leitungen.
Schon am 1. Oktober 1901 trat Helfferich fein neues Amtan. Diefe Beamtenftellung nahm fein Intereffe und feine Zeitin hohem Maße in' Anfpruch. Gleidiwohl behielt er feineTätigkeit als Privatdozent an der Univerfität und als Lehreram Seminar für orientalifche Sprachen in Berlin bei, und umdie Jahreswende 1901/02 wurde ihm von der preußifchenRegierung der Titel eines Profeffors verliehen, eine Ehrung,die auf Betreiben des Reichsbankpräfidenten Dr. Koch erfolgtwar, als Anerkennung für die großen Verdienfle Helfferichs
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