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Karl Helfferich als Währungspolitiker und Gelehrter : Erinnerungen / von Karl von Lumm
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los und natürlich. Gerade deshalb wirkt Helfferich in allfeinen Schriften nie ermüdend, nie langweilig, fondernimmer feffelnd und anregend. Das gilt auch für feine ge=lehrten und lehrhaften Arbeiten, fogar für fein Lehrbuchüberdas Geld". Und das iffc es, was das Studium dieferBücher fo anziehend macht: Sie find leicht lesbar ge=fchrieben und (teilen literarifche Leitungen dar, durch dieder an (ich fpröde Stoff im Sinne Knopps gleichfam fürdie Literatur erobert wurde. Es wird in Deutfchiandwenige Profe(foren der Nationalökonomie geben, die ihrenSchülern nicht das Studium der Helfferichfchen Bücherempfehlen, nicht nur wegen ihrer wiffenfchaftlichen Be=deutung, fondern auch wegen der ihnen eigenen Kunft derDarftellung.

Helfferichs eigentliche fchriftftellerifche Stärke lag abernoch in etwas anderem, nämlich in feiner ganz verblüffendenLeichtigkeit der Anordnung des Stoffes und in feinem ab=folut fieberen, nie verfügenden Gefühl für das Wichtige undUnwichtige. Darauf beruhte feine Meifterfchaft in der Be=handlung und Bewältigung großer und verwickelter Stoffe,die klare und durchfichtige Gliederung im Aufbau feinerWerke, und dadurch kam alles auf den erften Guß fo heraus,wie es andere durch noch fo vieles Feilen nicht zuftandebringen.

Alle Dinge und Verhältniffe fah Helfferich von einerhöheren Warte aus. Seine aufs Große gerichtete Art erging(ich nie in nebenfächlichen Betrachtungen. Trotj aller Sach=lichkeit ftand er doch ftets über der Sache. Vor allem aberwar er nach Form und Inhalt feiner Darftellung immer erfelbft. Er hätte gar nicht anders fchreiben können, auch wenner es gewollt hätte. Menfch und Werk harmonierten mit=einander. Das ift wie bei allen bedeutenden Menfchenund nur bei diefen auch für ihn das Typifche gewefen,und alle feine Schriften tragen den Stempel feines Geiftesund feiner Perfönlichkeit.

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