bildung für feine gelehrten Arbeiten, aber die Erfahrungeneines Währungs= und Bankpolitikers mußte er fich erft an=eignen, und die Praxis des Bankwefens war ihm völligfremd. Das erfte Ziel hat er in raftlofer Arbeit bis zurWende des Jahrhunderts, zum größten Teil noch unter denAugen Bambergers, erreicht. Und auch die Einblicke in dieBetriebstechnik und die Praxis, der Gefchäftsführung derReichsbank find ihm bei feinem gefunden Wirklichkeitsformfür feine Arbeiten auf dem Gebiete des Notenbankwefensinfofern von Nutjen gewefen, als die Vielfeitigkeit feinerKenntniffe und feine Urteilsfähigkeit in diefen Dingen ge=fteigert wurden.
Helfferich hat mit Bezug auf Bamberger, den Währungs=Politiker und gewandten Parlamentarier, und anderfeitsauf Soetbeer, den wiffenfchaftlichen Forfcher, behauptet, daßdie fo verfchieden gearteten Leitungen beider unmöglichin einer Perfon vollkommen zu vereinigen feien; die eineoder die andere würde unbedingt notleiden müffen. Dahermüßten mehrere Perfonen zufammenwirken und fleh gegen=feitig ergänzen*). Diefe Behauptung ifh jedoch von Helf=ferich durch feine eigenen Leitungen ad absurdum geführtworden, denn er war Meifber in beiden. Wenn man aberdie Frage ftellt, ob er als Gelehrter oder als Währungs=Politiker bedeutender war, fo wird man antworten müffen,daß feine größten fchöpferifchen Leiftungen auf dem Gebieteder Währungspolitik lagen. Damals freilich hatte er fichals Parlamentarier, wie Bamberger, noch nicht betätigenkönnen. Seine Leiftungen auf diefem Gebiet fallen in eineviel fpätere Zeit. Aber an den praktifchen Fragen derWährungspolitik hatte er doch in weit größerem Maßemitgearbeitet, als vor ihm Soetbeer, deffen Hauptverdienftauf dem Gebiete der Edelmetall und Währungsftatiflik lagund deffen weiche verföhnliche Natur feine Beteiligung anden Kämpfen des Tages nicht zuließ. Wenn Helfferich aucheine unmittelbare praktifche Mitwirkung an der Gefet>gebung
•) „Ludwig Bamberger als Währungspolitiker". Berlin 1899, S. 35/36.
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