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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Kalender des Johannes de Gamundia.

arabische Ziffern, welche die Dauer der Tage undNachte bestimmen. Die Zahlen unter der Sonnebezeichnen die Stunden des TageS, die Zahlenunter dein Monde die Stunden der Nacht. DieUcberschrift eines jeden Monats giebt hinter denjedesmal wiederholten Buchstaben »KI.» (d. h.x-üeuditelum) die Zahl der Tage an, z. B.:Innuri? ht (nabet) rrrz d (<!!--«)." Die Mo-natStage selbst sind mit keiner Zahl bezeichnet,sondern nur durch Linien unterschieden, welchedurch alle Monate hindurch in gleichen Zwischen-ränmcn fortlaufen. Jeder Monat hat vier Colu-mncn, deren erste die goldene Zahl der Bestimmungdes Neumondes für jedes Jahr, die zweite dieSonntagSbnchstabcn, die dritte die beweglichen Festeund Hciligennamen enthalt, die vierte endlich denperiodischen Umlans des Mondes mit den Buch-staben des Alphabets bezeichnet, welches deshalbum einige Zeichen vermehrt ist.

Merkwürdig ist es, daß Johann von Gmündenin dem handschriftlichen Exemplare dieses Kalenders,welches Hr. v. Khautz in der gräflich Windhag'schenBibliothek anfsand, seinen Kalender am sechstenTage vor dem Feste S. Agathe, welches ans denfünften Februar fallt, das ist also am dreißigstenZannar 1439 vollendet zu haben versichert, unddaß auf der Holztafel der Name des Verfassers:Her (Ilaoc) Magister Johannes de Gamnndia"(ist zu verstehentecit") gerade hinter diesemTage in dem leeren Raume des Februars ange-merkt ist. Den Namen der Heiligen, welche wegender hinzugedachten Ergänzungdies" oderteria"im Genitiv stehen, ist die Bestimmung beigefügt,ob unter diesem Namen ein Märtyrer oder Apostel,ein Abt oder Bischos u. s. w. zu verstehen sei.Gleichwol sind viele Tage ohne Bezeichnung geblie-ben, für welche der Verfasser noch keinen Hciligen-namen anzugeben wußte. Um solche Lücken soviel als möglich auszufüllen, pflegt er die merk-würdigeren Fest- und Heiligentagc, welche geradeum eine Woche früher fallen, unter dem NameneinerOcwvk" zu wiederholen, welcbeS gleich beiden ersten Tagen des Januars der Fall ist.

In Bezug auf die Orthographie ist zu bemerken,daß die griechischen Namen unrichtig geschrieben

sind, Z. B.I'lilmote!, pliilüppi, protnvirmrtlrls."

Dast!" vor Vocalen ist überall mitcl"

vertauscht, wie Aliiecius, Ixnaciu«, pur!KcÄo!o,coneencie Klüiie " u. s. w. Auch gebraucht der

Versasser das nicht als einen besondern

Buchstaben, sondern abwechselnd miti", z. B.LMrx, S)°meonis." Da auch das>v" nichtnur in deutschen Namen, z. V.^Villielmi, >VM-b.Mi", sondern auch das Wort IZv-mxelisw "(wie bei der ^is memorancli) überall mit einem

" geschrieben ist, so scheint eS merkwürdig, daßin dem Alphabete zur Bezeichnung des periodischenMondlaufeö daSn" gänzlich fehlt uud dasu"hinterv" stehet, dagegen aber vor und nach2"ein Zeichen eingeschaltet ist, welcheset" bedeutet.

Der noch vorhandene auf beiden Seiten ge-schnittene Originalholzstock ist anderthalb Zoll dick,zehn Zoll drei Linien hoch und vierzehn Zoll dreiLinien breit, und gehört zu der merkwürdigenSammlung altdeutscher Originalholzplattcn, welchevom verstorbenen Hanptmann von Derschau inNürnberg aufgefunden worden sind, und von denenR. Z. Becker in den Jahren 1306-1816 einen Theilin drei Lieferungen: Gotha , Becker'schc Buchhand-lung, in Jmvcrialsolio herausgegeben hat. Eingroßer Theil jenes insbesondere hinsichtlich derMannigfaltigkeit der Meister und Gegenstände ein-zigen deutschen Kunstschatzeö ist noch unerforscht.Die Sammlung von mehr als 1400 Platten undMünzstöcken, von denen eine ganze Reihe in dieZeit vor Erfindung der beweglichen Lettern fallt,gehört jetzt den Erben N. Z. Becker'S in Gotha ,welche den Wiederabdruck der Originalhölzplatte indiesem unseren Werke wohlwollend gestattet haben.

Geistreiche Bemerkungen über den viel zu wenigbekannten ersten deutschen Astronom des Mittcl-cilters, über dessen Verdienste und Lcbensverhältnissesowie über diesen Kalender selbst ans der FederSr. Ercellenz, des königl. sächs. StaatSministersvon Lindenau finden sich in v. Zach's monatlicherKorrespondenz, Gotha , 1803. Bd. 18. S. 583-593.,ferner eine kurze Notiz von Moltweide ebendaselbst1809. Bd. 19. S. 196. und eine erklärende Beschrei-bung von Grotesend in dem nämlichen BandeS. 284-292.