Resultat der Straßburgcr Ansprüche.
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gewesen wären, dem Dritzchn sagen lassen müssen,er solle dieselben Stücke nochmals in ihre Bestand-theile zerlegen.
Nicht weniger Beachtung verdient die Aussagedes Zeugen Anton Heilman selbst: „Item dirreGezüge hat ouch geseit, das er wol wisse, daßGutenberg vnlange vor Wihnahten sincn knchtscmte zu den beeden Andrcsen, alle „Formen" zuholen" u. s. w. Unter diesem Ausdrucke verstandman damals feste Tascln von Holz oder Metall,auf welche man Bilder einschnitt, um sie mittelstdes Reibers abzudrucken. Die Verfertiger solcherTafeln hießen, wie bekannt „Formschncidcr" undbildeten im fünfzehnten und scchszehnten Jahrhun-derte eigene Zünfte.
Nach Tritheim's Annalen des Klosters Hirschau (St. Galler Ausgabe, 1690. t°I. Bd. II. S. 421.)werden von Peter Schöffer , welcher in der Werk-statte deS Erfinders zu Mainz jeden Tag die vonLetzterem gebrauchten Knnstausdrücke hörte und denganzen Hergaug der Sache dem Abte, seinem ge-lehrten Freunde, erzählte, die festen Tafeln, mitwelchen Gutenberg noch zu Mainz druckte, Formengenannt. Daß man im fünfzehnten Jahrhunderteuuter dem Worte „Formen" nicht sowol Buch-staben als feste Holzstöcke verstanden habe, beweisetdie Urkunde, in welcher der Shndicus der StadtMainz , Conrad Humery, die von Gutcuberg hiuter-lasscneu Werkzeuge und Geräthschaften als seinEigenthum anspricht und in welcher die Begriffe:„Formen" und „Buchstaben" ausdrücklich geschie-den werden. Die Worte der Urkunde bei „lo-mnis8c>ipt. rer. Noxunt." Vol. III. x. 424. und beiKöhler, „Ehrenrettung Gutenberg's" Seite 101.lauten: „Etliche lormen, Buchstoben, instrumont,gezugc und Anders zu dem truckwerk gehörende."
Der Ankauf von Blei kann nicht als ein fürsich allein ausreichender Beweis für „Lctternguß"gelten, iudem es ja schon aus dem „8pecu!»m »»-turale" deS VincentiuS Vellovaceusis (Vineent 6eIZeiuiv-ns), welcher in der Mitte des dreizehntenJahrhunderts lebte und darin sagt: „inter omnl^inelnis est Speculuin ex vitro et pwmbo" sowieans der „?ersx>ect,Iv-i, cvmmunis" des gleichzeitigenenglischen Schriftstellers Peckham, der da sagt:
„Lnieculii consueta vitreü sunt plumbo obcluet^",
und besonders aus Raymundus Lullus , welcherdie Bereitung der Spiegel ausführlich beschreibt,hervorgeht, daß bei der Anfertigung von SpiegelnZinn und Blei nothwendig ist. Das Belegen der»selben wird bewerkstelligt, indem man ein BlattStaniol (gestrecktes oder gewalztes Blei) ans eineglatte Steiutafel ausbreitet, es mit Quecksilberverquickt, die Glastafel darauf legt uud diese mitGewichten beschwert. Die bei AndrcaS Dritzchnbefindliche Prcsse diente vielleicht auch dazu, der-gleichen Bleisolieu glatt zu pressen oder die aufsolche dünue Staniolplattcn gelegten GlaStafeln festaufzudrücken.
Ganz anders verhalt es sich mit dem amSchlüsse deS Verhörs vorkommeudeu Zeugnisse desGoldschmid's Hans Dünne: „Item Hans Dünneder Goltsmyt het gefeit das er vor drycn jorcnoder Doby Guteinberg by den hundert Guldin abe-verdieuct habe alleine das zu dem truckcn gehöret."Hier können wir der Ansicht I. Wetter's durch-aus nicht beistimmen, indem er keinen andern, alsbloßen Tafeldruck annehmend, in der Nachrede zumdritten Nachtrage endlich auf Schcltema's Seitetritt, und mit diesem alles, waS in den Proccß-acten von „Druckerei" vorkommt, lediglich aufSpiegclrahmen angewendet wissen will. Was ervon dem Neliefdrucke iu weiches oder erweichtes Holzvorbringt, bedarf noch gar sehr, so scharfsinnig undfleißig anch das Material znr Beweisführung her-beigeschafft ist, in Hinsicht der Möglichkeit einersolchen Pressung, des Ausspruchs sachverständigerKünstler. Seine Meinung, als tonnten allerleiGegenstande mittelst heißen Einprcsscns metallenerFormen auf Holz abgedruckt werden, gleich wie esbei Lcdcrbandcn der Fall soll gewesen sein, beruhetselbst vor dem Auge des technisch Unerfahrenen inso-weit aus einem Irrthume, als die mit warmgcmachtenMctallstöckcn auf pergamentene oder lederne Bücher-dccken gedruckten Ornamente erst mit Anfang dessechSzehntcn Jahrhunderts eine allgemeinere Anwen-dung sandcn. Kleinere Vcrzicruugen mit Filoctcnhatten die Buchbinder allerdings schon früher hierund da angebracht, doch bestand der gewöhnlicheEinband der Bücher zu Gutenberg's Zeit aus dicken