Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 
  

Zweite Abtheilung.

Die Erfindung der Buchdruckerkunst.

mittelst der Presse und beweglicher Typen.

ie xylographische Buch-druckerkunst, deren Ge-schichte so umständlich, alses der Zweck des gegen-wärtigen Buches gestatten wollte,vorgeführt worden, unterscheidetsich von der Typographie oder Buchdruckerkunstim eigeutlichen Sinne dadurch, daß bei erstererdie verkehrt geschnittene Schrift in der Ebene derHolztafeln stehen bleibt und die ZwischenränmcanSgeticft werden, während bei letzterer der Tertaus einzelnen nach demselben Principe geformtenVuchstabenstempeln, Lettern genannt, zusammen-gesetzt wird.

Es liegt schon in dem natürlichen Fortgangevom Leichteren zum Schwereren, vom Einfacherenzum Zusammengesetzteren, daß der Tafeldruck demLctterndrucke vorangegangen sein muß. Daß manaber schon im Ausgange des vierzehnten und zu An-fange des fünfzehnten Jahrhunderts die Holzschneide-kunst gewerblich betrieb, und Zeichnung und Schriftnicht blos in Spielkarten und einzelnen Heiligen-bildern, sondern in ganzen Büchern durch Abdruckvervielfältigte, ist schon in dem vorhergehendenAbschnitte nachgewiesen worden. Aber der Druckwar im höchste» Grade unvollkommen und zugrößeren Werken nicht geeignet. Selbst bei über-großem Kostenanfwande würden die Tafeln dochmir zum Abdruck eines und desselben Werkes habendienen können. Nur ein Mittel gab es, diese

Schwierigkeiten zu besiegen und dadurch Zeit undGeld zu sparen; man mußte die Kunst erfinden, mit einzelnen, ans jede Weise zn bewegenden nndzu versetzenden Buchstaben mittelst einer Presse allesBeliebige zu druckcu." Diese Idee lag nahe, sehrnahe und doch schlummerte sie selbst bei den ge-bildetsten Völkern des Alterthums, welche schonden Abdruck trockener Stempel kannten, Jahrtau-sende hindurch den Embryonenschlaf des uuciit-wickelten Daseins, bis in dem erfinderischen Hanpteeines Mannes, der vom Himmel zum Wohlthäterder Menschheit bestimmt war, der göttliche Funkenzündete, der Gedanke zur That sich verkörperte uuddie einflußreichste aller Künste inS Leben trat.

Wenn die nämliche glückliche Idee, von einemgleichen geistigen Bedürfnisse erzeugt, um eine unddieselbe Zeit, vielleicht ebeusowol auch in Harlem bei Kostcr, wie zn Vamberg bei Pfistcr sich ver-wirklichte: so blieb sie dort aus Mangel an Pflegeunentwickelt und hier durch ein Zusammentreffenminder günstiger Umstände unbekannt. In beidenOrten wirkten in bescheidener Zurückgczogcnhcitschlichte Bürger aus dem Stande derBrief-drucker", die in ihrer uutergcorductcn Sphärewenig Unterstützung fanden. In Mainz aber gingdiese Idee von einem Manne aus, der schon durchseine Geburt auf einen höheren Standpunkt als dendes Handwerks gestellt, durch Neigung und Ver-hältnisse getrieben, sein Streben auf die Lösungeiner Hauptaufgabe, die Vervielfältigung des