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Staats-Armenpflege / von A. Lammers
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Ende der Armenlast tragen, kennt oder fühlt auch der Almosen-Empfänger wohl den Zusammenhang zwischen reichlicher Unter-stützung und harter Besteuerung. Er weifs, dafs sein gleichfallsarmer aber noch sich selbst erhaltender Nachbar das Geld fürihn mitaufbringen mufs. Oder wenn er es nicht weifs undwürdigt, so weifs es doch der Nachbar, und hilft dafür sorgen,direct oder indirect, dafs die gespendeten Almosen unter demNiveau der Existenz einer für sich selbst erwerbenden armen Fa-milie bleiben. Zahlt erst einmal der Staat, so verliert nicht nurder Armenpfleger das unmittelbare Interesse an mäfsigen Gaben, auch seine Armen werden sich dann weit weniger bedenkenihm ein X für ein U zu machen. Macht es doch für ihre Nach-barn und Mitbürger dann nichts aus, ob hundert oder tausendMark mehr im Jahre liquidirt werden oder nicht. Mufs man dochim Gegentheil sehen, dafs man nicht zu kurz komme bei einerGeschenkvertheilung, zu der die unwiderstehliche, aller localenoder provinziellen Verhandlung entzogene Steuergewalt des Staatsjeden steuerpflichtigen Einwohner gleichmäfsig heranzieht, ohneRücksicht auf den gröfseren oder geringeren eigenen Bedarf seinerGemeinde an Armenkosten!

Herr Bürgermeister Adickes , dessen Standpunkt ich obenbezeichnete, ist für dies alles natürlich ebensowenig blind wie fürdie Lockerung des Zügels gegen sorglose kostspielige Almosen-wirthschaft, welche die Folge der Abwälzung der communalenArmenlast auf den Staat sein würde. Da er aber doch dringendeine finanzielle Erleichterung der städtischen Communen wünscht,und dieses Ziel ebenfalls in der Richtung auf Abnahme von Lasten,nicht lediglich in der Eröffnung neuer oder reichlicherer Einnahme-quellen verfolgt, so hat er untersucht, welche bestimmtenTheile der allgemeinen Armenlast der Staat wohl übernehmenkönnte, ohne einen bösen Einflufs auf die Art der Armenpflegezu üben. Schlichtweg ein Theil der jährlichen Summe läfst sichnicht füglich gewähren, weil es in gar zu vielen kleinen Gemeindennoch an hinlänglicher Buchführung fehlt, und die vielfach und inden mannigfaltigsten Formen gereichten Naturalunterstützungen,besonders in den selbständigen Gutsbezirken, schwer überwind-bare Schwierigkeiten darbieten würden. Aber gewisse besondereVerpflichtungen der Ortsarmenverbände liefsen sich, meint er,ihnen wohl abnehmen. Die kleineren unter ihnen, namentlich die