Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
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Vorrede.

menheit erschienen. Was erfordert es dann nichtfür Arbeit, die ersten Linien eines solchen Werkesim Ganzen aufzuspüren, und keine zu verfehlen!Der Leser sieht die Arbeit eines großen Geistes, alseinen schönen Körper an, den er bewundert, ohnesich eben genau um die innerliche Einrichtung allerseiner verschiedenen Theile zn bekümmern. DerFortsetzer muß sie mit den Augen eines Zergliede-rers betrachten; er darf nicht bey der Oberflachestehen bleiben, sondern muß in ihren innern Baueindringen, und ihn mit allen seinen verschiedenenVerhaltnissen kennen lernen. Doch der größte Zer-gliederer mag mit der Zusammensetzung und Natureines Körpers noch so bekannt seyn: so wird ihmseine Kenntniß die Macht nicht geben, einen solchenKörper hervorzubringen, oder auch nur eine ganzahnliche Copie davon zu machen. Eben dieses kannman gewissermaßen von denen sagen, welche dieSchriften großer Manner fortfetzen. Sie werdenihnen in ihrer Arbeit niemals vollkommen gleichen,weil sie nicht eben diefelben sind. Die größten Mei-ster sind unglücklich gewesen, wenn sie die unvoll-kommenen Gemälde eines Rubens oder eines An-gelo haben vollenden wollen. Die Kenner habenallezeit den Ausspruch gethan, daß solche von frem-den Handen vollendete Gemälde weit vollkomme-ner feyn würden, wenn sie von dem Pinsel ihrerMeister selbst vollendet worden wären. Geister,die über das Mittelmäßige hinaus sind, haben allezeitin ihrer Art zu denken und zu schreiben, etwas Eige-nes,