Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
123
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Zweyter Abschnitt. 12?

Leben mit ihr übereinstimmten, nicht für ihre Mit-glieder halten sollte, ohne die bürgerliche Gesellschaftmit ihnen aufzuheben, theils mit einer allgemeinenentweder ausdrücklichen oder stillschweigenden Ein-willigung willkührliche Anstallten treffen durfte, wel-che etwa den Wohlstand und die Ordnung beym Got-tesdienste befördern können, daß sie weder das We-sen der Religion ändern, noch eigentlich dazu gerech-nct werden. Diese göttliche Einfalt in dem öffent-lichen Gottesdienste der Christen, und ihrer äußer-lichen Verfassung, verringerte die Majestät des Chri-stenthumes nicht; sie erhob sie vielmehr, weil das-selbe mit den Sinnen so wenig Gemeinschaft un-terhielt.

Man erkennet aus diesem Systeme der Religion,welche Jesus Christus auf der Erde auszubreiten be-schlossen harte, daß so wohl die Ruhe der Kirche, alsauch die bürgerliche Glückseligkeit, sehr viel dabey ge-wonnen haben würde, wenn dasselbe niemals einigenVeränderungen unterworfen gewesen wäre; wenndas geistliche Reich Christi sich allezeit genau nachseinen Vorschriften gerichtet hatte. Die Welt giengciuS der Hand ihres Schöpfers vollkommen hervor;c6 mangelte der Schönheit seines Werkes nichts, daßdurch eine neue Schöpfung hatte ersehet werden müs-sen. So rein und vollkommen war die Religion,als sie aus dem Munde ihres Stifters und seinerApostel kam. Ihre Schriften waren ein hinlängli-cher Unterricht für alle Jahrhunderte Sie enthiel-ten alle Wahrheiten, sie mochten den Glauben oderdie Sitten betreffen ; sie durften nur geglaubet undbeobachtet werden. Hier fanden unsre Bedürfnisseihre Befriedigung; sie zeigten die Quelle der Güter,

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