Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
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124 Geschichte der christliche!! Religion.

die man hoffen darf, und die sichersten Mittel, zuihrem Besitze zu gelangen. Man hatte nicht nöthig,neue Geheimnisse zu erfinden, den Mangel der altenzu erganzen. Die Religion durste weder verbessert,noch durch Zusähe erweitert werden. Der Menschhatte an dieser Offenbarung, sowohl für seinen Ver-stand, als für sein Herz, genug.

Eben so unnöthig war die Sorgfalt, dem auS-serlichen Gottesdienste durch neue Ceremonien mehrSchönheit/ Würde und Majestät zu geben. Mankann der Kirche die Macht nicht absprechen, durchheilige Gebräuche die Andacht des Menschen mehranzufeuren; es scheint nützlich zu seyn, wenn beydem Dienste Gottes alle Sinnen beschafftiget wer-ben. Allein alle Ceremonien, diese Sprache fürdie Sinnen, sind nur so lange gut, als sie dem Ver-stände und dem Herzen eben so verständlich sind, alsihnen. Der Mensch bleibt allzuleicht an den Sin-nen hangen; je mehr alle Gottesdienste in die Au-gen fallen; desto leerer sind sie sür den Geist. AmEnde schaden sie oft destomehr, und desto langer,je größer der Nutzen war, welchen man von ihnenerwartete. Oft setzet man das Wesen der Religiondarein, oder rechnet sie zum wenigsten zu demselben.Gott , welcher seinen Namen vom Ausgange biszum Niedergange herrlich machen wollte, verlangtedaher, nur im Geist und in der Wahrheit angebetetzu werden. Die Menschen konnten keine erhabnereFeierlichkeiten erfinden, als die waren, so Jesusselbst verordnet hatte. Die besten Ceremonien sindunterdessen diejenigen, welche sich unmittelbar aufdie Religion beziehen.

Ver-