Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
136
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,z6 Geschichte der christlichen Religion.

von aller Beobachtung des jüdischen Ceremonialge-setzeS frey Sie wollten zwar das Verbot, kein Bluterstickter Thiere zu essen, beobachtet wissen; alleindasselbe gehörte nicht unter die levitischen Gebrauche,und war weit älter.

Man hätte freylich vermuthen sollen, daß dieserso bestimmte Anspruch des heiligen Geistes die Ge-meine zu Antiochien ganz beruhiget haben würde.Sie bezeugte auch im Anfang eine große Freudedarüber; sie wurden des Trostes froh, der den Hei-den ertheilt wurde. Doch ganz waren die Christenaus den Juden nicht von ihren Vorurtheilen zurück-gekommen. Petrus kam nach Antiochien , und an-fangs zeigte er keine Furcht vor dem Umgange mitden Heiden. Kaum aber waren einige Juden vondem Apostel Jakobus gekommen, vermuthlich solche,welche die Beobachtung des mosaischen Ceremonial«-gesetzes für nothwendig hielten, als dieser muthigeApostel sich dem Umgange mit den Heiden entzog,und aus Menschenfurcht heuchelte. Dieser großeJünger, der gewiß wider seinen Willen für unfehl-bar gehalten wird, verleitete auch andere Jüden zurVerstellung. Selbst Barnabas , dieser zeither sogetreue Gefährte des Apostels Paulus, ward verlei-tet, mit ihnen zu heucheln. Wie würde es derWahrheit des Evangelii, dgß Christus die Menschenvon dem Ceremonialgesehe befreyt habe, ergangenseyn, da Petrus selbst dem Ausspruche der apostoli-schen Versammlung entgegen handelte, wenn Gottnicht den Apostel Paulus erweckt hätte, den Irrendenmit dem größten Nachdrucke zu widerstehen. Wieglücklich sind wir, daß wir uns sichrer auf Gott , alsauf die Menschen verlassen können.

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