Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
135
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Zweyter Abschnitt. ,35

Nothwendigkeit der Beschneidung genug seyn; siewollte» den Gläubigen alle Lasten des Ceremonial-geseßeö aufbürden. Umsonst widersetzten sich ihnenPaulus und Barnabas , von denen sie doch wußten,daß dieselben mit außcrordcmlichen Gaben des heili-gen Geistes ausgerüstet waren. Der Irrthum hatauch über die Rechtgläubigsten viel Gewalt, wem,er nur ihre Leidenschaften gewinnen, und auf seinePartey bringen kann. Dieses geschah hier. Galtdie Bcschneidung und das ganze Ceremonialgesel)nichts mehr: So waren Juden und Heiden nun-mehr einander vollkommen gleich, und Me hattensich doch immer geschmeichelt, das besonders geliebteVolk Gottes zu seyn. War aber die Beschneioungund die Beobachtung der levitischen Gebrauche nochnothwendig; war es nicht genug ein Christ zu seyn,wenn man selig werden wollte; mußte man vielmehrauch ein Jude werden: So war zwischen Juden undHeiden immer noch ein sehr merkwürdiger Unter-schied. Daher wurde die Antiochenische Gemeinezum wenigsten unschlüßig, was sie glauben sollte, un-geachtet Paulus, der vor dem ein so eifriger Verthei-diger des Gesetzes gewesen war, behauptete, daßChristus in der Absicht gekommen wäre, die Seini-gen von dieser Sklaverey frey zu machen. Mansendete nach Jerusalem , die Meinung der dasigenApostel und Brüder zu vernehmen. Eigentlich wares unnöthig. Konnte ihnen unbekannt seyn, wasGott dem Apostel Petrus in einem Gesichte gesagthatte, daß niemand mehr unrein wäre, so bald erein Christ würde? Die Apostel und die übrigenBrüder versammelten sich, und sprachen die Glaubi-gen unter den Heiden im Namen des heiligen Geistes

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