,96 Geschichte der christlichen Religion.
nen, welche die geoffenbarte Religion nach ihrenEinfallen umschmolzen, und dem Christenthums da-durch so sehr schadeten. Vorher wollen wir noch ei-nige Anmerkungen machen, die sie alle angehen.
Alle Gnostiker hielten Christum für einen vonden Aeonen, welche in der Fülle der Gottheitoder in dem pleroma wohnen sollten. An dieseAusdrücke muß man sich gewöhnen, wenn man ihreLehrgebäude kennen lernen will. Auch behauptetensie alle von ihm, daß er keine wahre menschliche Na-tur angenommen hatte. Sie gaben aber von seinerErscheinung unter den Menschen verschiedene Er-klärungen.
Jn der Sittcnlehre theiletensie sich in zwo Haupt-parteyen. Einige erlaubten die Laster, besondersdie Wollüste, wenn ihr Charakter jovialisch undweichlich war. Andere, die ihr schwarzes Blut zurSchwermuth geneigt machte, foderten von ihren An-hängern ein übertrieben-strenges und rauhes Leben.Beyden Parteyen, so weit sie auch von einander ab-wichen, war die Ehe ein Anstoß. Die schwermü-thigen Gnostiker verachteten sie, und priesen allenMenschen das ehelose Leben an, weil sie glaubten,daß sie sich durch die Ehe immer tiefer in die Ma-terie verwickelten. Die wollüstigen Gnostiker hin-gegen verabscheuten diesen Stand, weil sie sich dar-innen nicht allen Ueppigkeiten der Wollust überlassenkonnten. So kann einerley Irrthum entgegenge-setzte Ausschweifungen erzeugen! Nur die Wahrheitbleibt in allen ihren Folgen mit sich selbst überein-stimmig.
Diettiks- Unter die leßte Art der Gnostiker gehörten dielauen. Nikolairen, über welche selbst in der Offenbarung
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