Zweyter Abschnitt. 201
Welt nicht von Gott, sondern von einigen niedrigenGeistern erschaffen worden wäre, und er behielt, ih-nen zu gefallen, diesen falschen Sah in seinem neuenLehrgebäude bey. Die Juden hingegen hingen miteinem unüberwindlichen Eigensinne an dem mosai-schen Gesetze; sie behaupteten, daß man dasselbe be-obachten müsse; und wenn sie auch Jesum Christumnicht ganz verwarfen: so wollten sie ihn doch nicht fürden Sohn Gottes, sondern für einen bloßen, obgleichgöttlichen Menschen gehalten wissen. Die Christenhingegen widersetzten sich allen diesen Irrthümern.Cerinthus wollte den Beyfall der Christen und derJuden erhalten. In dieser Absicht theilte er Chri-stum und Jesuin von einander und machte aus ei-ner Person zwo Personen. Jesus sollte ein ordent-licher Mensch seyn. Er hoffte aber die Christen da-durch zu befriedigen,daß er nicht allein einen besondernChristus annahm, sondern auch Jesum zu einemheiligen Manne machte, den Christus wieder vonden Todten auferweckt und zu sich in den Himmelgenommen hätte, der mit ihm vereinigt dereinstwiedergekommen und die Seinigen in einem tausend-jährigen Reiche glückselig machen sollte. Eine künst-liche Lehre, die er an die Stelle der Wahrheit vonder Vereinigung einer göttlichen und einer menschli-chen Natur in der einigen Person Jesu Christi , vonseiner Auferstehung und von seiner Wiederkunft zumletzten Gerichte setzte. Dieses that er, weil beson-ders die Auferstehung des Erlösers eine Begeben-heit war, an welcher selbst seine Feinde mit kei-nem Grunde zweifeln konnten. Denn hätte diesemit Recht verdächtig gemacht und bestritten werdenkönnen: so würde er die Mühe, so sinnreich zu seyn,
N 5 gewiß