Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
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256 Geschichte der christlichen Religion.

bens, als auch in die Sittenlehre der rechtschaffenenBekenner Jesu Christi . So vorsichtig auch dierechtgläubigen Lehrer der ersten Kirche waren, undso sorgfältig sie die Hauptwahrheiten der christlichenReligion unverfälscht fortzupflanzen suchten: so ließensie sich doch verführen, verschiedene Irrthümeranzunehmen, die ihnen eben nicht mit den Lehren derOffenbarung zu streiten, und wo nicht Wahrheiten,doch zum wenigsten gute und unschuldige Meynungenzu seyn schienen.

Was war die Lehre, daß Christus künftig ein-malwiederkommen und auf der Erde ein tausendjäh-riges Reich aufrichten würde, anders, als ein Irr-thum > der von dem jüdischen Vorurtheile erzeugetworden war, daß der Meßias ein weltlicher Königseyn, ein Reich stiften, und seine Freunde mitirdischen Vortheilen belohnen würde? Cerimhushatte gleich in den ersten Tagen der Kirche diese irrigeLehren ausgebreitet. Allein so wenig evangelischauch diese Hoffnung war: so behaupteten doch diemeisten apostolischen Vater, Männer, welche ent-weder von den Apüsteln selbst, oder doch von ihrenersten Jüngepn unterrichtet worden waren, dieseMeynung, als eine göttliche Wahrheit, weil siedleWorte der Offenbarung von den tausend Iahren, wel-che die Gläubigen mit Christo herrschen sollten, nachdem Buchstaben verstunden. Diese Lehre bestrittzwar nicht die großen Wahrheiten des Christen-thums: allein sie war doch ein Irrthum, in wel-chem sogar Märmrer starben; zum überzeugendenBeweise, daß kein Mensch das allein Gott zustän-dige Recht der Unfehlbarkeit besitze, papias, wel-/.^ chxr sich rühmete, daß er noch von dem Evangelisten

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