Zweyter Abschnitt. 261
können! Die Asceten sind Stiefsöhne der Gnosti-ker. Die Rechtgläubigen wollten sich aus einer löb-lichen, aber unzeitigen Eifersucht von den itt'endenParteyen nicht übertreffen lassen. Allein, weil sie sa-hen, daß die Sittenlehre der Gnostiket unmöglichvon allen Menschen beobachtet werden könnte , wenndas menschliche Geschlecht nicht zerstöret werden sollte:so erfanden sie einen Unterschied zwischen denen, diewegen ihrer noch allzngroßen Sinnlichkeit zu der er-habensten und vollkommensten Lebensart unfähigsemi sollten, und zwischen denen, welche sich so voll-kommen gemacht haben wollten, daß sie nicht alleindie wirklichen Vorschriften und Befehle JesuChristi erfüllen , sondern noch viel mehr thun, undauch gewissen vermeynten Rathschlägen ihres Er-lösers zu einer größere Vollkommenheit nachkommenkönnten. Diese Asceten, Philosophen, und phi- Ä/n«/lojophinnen, wie sie sich selbst nannten, entsagten 6?"""-/'»der Ehe, den Geschafften, den Fleischspeisen, demWeine und andern von Gott zugelassenen Ergcßlich- "leiten. Sie verwarfen die Ehe zwar nicht ganz, wie ^/z---.^'die Irrgläubigen: allein, sie zogen ihr doch den ehe- ^'.v^7/5losen Stand unendlich weit vor. Sie hielten dafür,daß sie ihren Leib durch Fasten und Wachen, durchschwere Arbeiten, durch Hunger und Durst todtenmüßten. Sie suchten die Einsamkeit, und wolltendurch ununterbrochene Betrachtungen über die Reli-gion ihre Seele von äußerlichen und vergänglichenGegenständen abziehen, und immer näher mit Gottvereinigen. Hier ist die erste Quelle der selbstcrmähl-ten Werke der Gottseligkeit, der eingebildeten Hei-ligkeit einer freywilligen Enthaltung von der Eheund den unschuldigen.Freuden des Lebens, der will-
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